Nach vier Jahren wurde in Erle wieder das traditionelle Sommerfest im Verbund mit einem Sommermarkt veranstaltet. Der Heimatverein beteiligte sich wieder mit einem Salat- und Dessertbüffet sowie zwei Auftritten der Brejpottspöllers. Zudem wurde die Sonnenuhr am Silversterhaus von Pastor Dr. Tilling eingeweiht.

Das Sommerfest begann bei herrlichem Wetter mit einem Gottesdienst auf dem Schulplatz. In seiner Predigt ging Pastor Tilling auf die neue Sonnenuhr ein. Dieser jahrtausendealte Zeitmesser nutze die kostenlose Kraft der Sonne und symbolisiere die Abhängigheit der Menschen von der Natur. Anschließend wurde die Sonnenuhr den Erlern an Ort und Stelle an der Südwand des Silvesterhauses vorgestellt, wo sie am Donnerstag zuvor angebracht worden war.

Hannes Nagel bringt die Sonnenuhr am Silvesterhaus an

Johannes Kempken, der die Idee einer Sonnenuhr für Erle hatte, erläuterte den Werdegang dieses Projektes und seine Funktionsweise. Der Schatten einer Kugel zeigt auf den senkrecht verlaufenden roten und blauen Stundensschleifen die Uhrzeit und auf den horizontal verlaufenden geschwungenen Datumslinien ungefähr das Datum an.

Hannes Kempken erklärt, wie man die Sonnenuhr zu lesen hat

Pastor Dr. Tilling sprach anschließend ein Gebet und weihte die Sonnenuhr mit Weihwasser. Der unter der Sonnenuhr angebrachte QR Code führt den Betrachter zu einer ausführlichen Erklärung der Funktionssweise der Sonnenuhr hier auf der Homepage (nebenan) des Heimatvereins Erle.

Pastor Dr. Tilling segnet die Sonnenuhr

Seit etlichen Jahren bietet der Heimatverein selbst hergestellte Salate und Desserts an. Sie fanden auch dieses Jahr wieder guten Absatz.

Am Büffet konnte man sich bedienen oder wurde bedient

Nachmittags erfreuten die Brejpottspöllers die zahlreichen Gäste mit zwei unterhaltsamen Märchenaufführungen. Die kleinen Brejpottspöllers führten auf Erler Platt das Märchen „Schneewittken“ und die großen Brejpottspöllers das Märchen „Hase un Eggel“ auf und bekamen für die gelungenen Darbietungen in farbenfrohen Kostümen großen Applaus.

Die sieben Zwerge beweinen das tote Schneewitken
Der Igel und seine Frau überlisten den Hasen beim Wettlauf

AD MMXXIII

Die oben am St. Silvester Haus angebrachte Sonnenuhr zeigt Ihnen – Sonnenschein vorausgesetzt – mit der Schattenposition der Kugel sowohl das Datum als auch die Uhrzeit recht genau an. Die Sonnenuhr wurde speziell für diesen Aufstellungsort und für die Ost-West-Ausrichtung der Wand berechnet:

Nördliche Breite 51,75°, Östliche Länge 6,86°, Ost-West-Abweichung der Wand 6,76°

Auf der Uhr sind mehrere markante Linien aufgezeichnet: Die schwarzen von links nach rechts verlaufenden Linien sind die übereinander angeordneten Datumslinien, die roten und blauen sind die vertikal verlaufenden Stundenschleifen.

Datumslinien

Die Erde bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von ca. 100 000 km/h auf einer leicht elliptischen Bahn um die Sonne herum. Dabei dreht sie sich täglich annähernd einmal selbst um ihre durch den Nord- und Südpol verlaufende Rotationsachse. Da diese sich mit einer Neigung von 23,4° zur Bahnebene um die Sonne bewegt, beobachten wir im Verlaufe eines Jahres, d. h. eines Umlaufs um die Sonne, unterschiedliche maximale Sonnenhöhen über dem südlichen Horizont.

Dieser unterschiedliche Sonnenstand ist verantwortlich für die Jahreszeiten. Die Grafik links zeigt für Erle den Sonnenstand zur Mittagszeit zu Sommeranfang; die Sonne scheint mit hohem Stand auf die nördliche Halbkugel. Sie erreicht in Erle ihren höchsten Stand mit einen Winkelabstand von 62° zum Horizont.

Die Grafik rechts zeigt die Situation zu Winterbeginn. Die Sonne scheint nun mit hohem Stand auf die Südhalbkugel, hat in Erle aber nur noch einen maximalen Winkelabstand von 15° zum Horizont.

Zu Frühlings- und Herbstanfang (21. März bzw. 23. September), wenn die Sonne senkrecht über dem Äquator steht, hat die Sonne in Erle jeweils eine maximale Höhe von ca. 38° (in der Grafik nicht dargestellt). An diesen beiden Tagen fällt der Schatten der Kugel auf die geradlinig verlaufende Linie, die diese beiden Daten miteinander verbindet. An den anderen Tagen fällt der Schatten auf mehr oder weniger gekrümmte Bahnen von links nach rechts zwischen den dargestellten Datumslinien.

An den Datumslinien befinden sich rechts und links Datumsangaben, die die Bereiche der Tierkreiszeichen anzeigen. Links werden die Daten der Tierkreiszeichen im zweiten Halbjahr (vom 22.6. bis zum 22.12.: Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze) und rechts die des ersten Halbjahres (vom 22.12. bis zum 22.6.: Steinbock, Wassermann, Fische, Widder, Stier, Zwillinge) angegeben.

Stundenschleifen (Analemma)

Dieser Sonnenuhr kann die Uhrzeit sowohl in Mitteleuropäischer Zeit (MEZ, unterhalb der Schleifen) als auch in Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ, oberhalb der Schleifen) entnommen werden. Auf den rot-blauen Stundenschleifen lässt sich fast minutengenau die Uhrzeit ablesen. Auf den roten Schleifenhälften liest man am Schatten der Kugel die Uhrzeiten im ersten Halbjahr (siehe rote Datumsangabe rechts: 22. Dezember – 22. Juni) ab, auf den blauen Schleifenhälften entsprechend die Uhrzeiten in der zweiten Jahreshälfte (siehe blaue Datumsangaben links: 22. Juni – 22. Dezember).

Beispiel: Am 24. April um 14.30 Uhr wird der Schatten der Kugel auf einen Punkt leicht unterhalb der 23. August – 20. April Datumslinie genau in die Mitte zwischen den beiden roten Stundenschleifen 14 Uhr und    15 Uhr fallen.

Würde man den Stand der Sonne im Laufe des Jahres zu exakt der gleichen Uhrzeit beobachten, so würde man feststellen, dass die Sonne ihre Position verändert und somit vor- bzw. nachgehen kann.

Für passionierte Fotografen kann es ein Leichtes sein, diese Positionsunterschiede zu erfassen. Dazu müsste man z.B. täglich eine feststehende Kamera zur exakt gleichen Uhrzeit auslösen. Betrachtet man  nach einem Jahr die Überlagerung aller Fotos, so wird man erkennen, dass die Sonne entlang einer schleifenförmigen Bahn gelaufen ist.

Dieses Vor- bzw. Nachgehen der Sonne, was im Laufe des Jahres jeweils bis zu plus minus ca. eine viertel Stunde beträgt, wird durch die Darstellung der Uhrzeit in Stundenschleifen berücksichtigt. Die Differenz zwischen wahrer und mittlerer Ortszeit wird Zeitgleichung genannt und ist bereits seit über 2000 Jahren bekannt.

Als Ursache der Zeitgleichung spielen zwei Größen eine Rolle. Einerseits hat die Erde auf ihrer leicht elliptischen Bahn um die Sonne unterschiedliche Bahngeschwindigkeiten, was zu unterschiedlichen Tages-längen führt. Der andere Grund ist die Schiefstellung der Rotationsachse (23,4°) der Erde zu ihrer Bahnebene um die Sonne.

Es bleibt jedem, der die Sonnenuhr betrachten möchte, einen strahlenden Sonnentag zu wünschen

und den alten Rat zu befolgen: Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heit´ren Stunden nur.

Ein paar Daten zur Erler Sonnenuhr

Planung:             Johannes Kempken, Erle

Berechnung:        Norbert Aldiek, Kirchheim

Ausführung:        Uli Schmelting Heiden, Ulrich Triptrap Schermbeck

Gefördert durch:  Volksbank Raesfeld und Erle, Heimatverein Erle

Ist ein Ehrenamt noch zeitgemäß? Wie kann man sich einbringen? Um diese Fragen geht es aktuell bei Bürgerdialogen und in Presseartikeln. Die Fragen kann man beim Heimatverein Erle eindeutig positiv beantworten und viele Möglichkeiten des Sich-Einbringens anbieten. Auf der Jahreshauptversammlung des Vereins ging es um die ganze Bandbreite des ehrenamtlichen Engagements für Heimat und Natur.

1. Begrüßung und Totengedenken

Zur Jahreshauptversammlung am 26. April begrüßt der Vorsitzende Norbert Sabellek 57 Besucher im Saal Brömmel-Wilms. Beim Totengedenken erinnert er an die verstorbenen Vereinsmitglieder des letzten Jahres: Margret Rüb, Dr. Wenzel Böckenhoff, Hannelore Springer, Adelheid Litzki, Luzie Grömping. Wenzel Böckenhoff  hat dem Heimatverein einige Schriften hinterlassen.  

2. Geschäftsbericht

Norbert erläutert den Begriff „Heimat“ in seinen mannigfaltigen Aspekten: Heimat als Geburtsort, als Wohnort von Familie, Freunden und Bekannten sowie als Ort emotionalen Erlebens. Der nunmehr 34 Jahre alte Heimatverein hat zurzeit 258 Mitglieder (ohne Kinder). Seine Aktivitäten umfassen drei Schwerpunkte: Erforschung und Dokumentation der Geschichte und des Brauchtums von Erle (Geschichtsstationen, Ausstellungen, Führungen, Fotoarchiv, alte Bräuche und Lieder), Natur- und Vogelschutz (Babywiese, Eulenschutz und Landschaftspflege, Garten-AG) und Pflege der plattdeutschen Sprache (plattdeutsches Theater, Brejpottspöllers). Der Verein pflegte seine Kontakte zu anderen Vereinen, insbesondere durch die Teilnahme an den 2022 zahlreich stattgefundenen Jubiläumsveranstaltungen anderer Heimatvereine. Vorstandsmitglieder gratulierten ihnen zu ihren jeweiligen Jubiläen und überreichten auf den Festveranstaltungen als Geschenk einen Femeichensämling bzw. einen Bildband über die Femeiche (100-jähriges Jubiläum): Heimatverein Hochmoor (60 Jahre), Heimatverein Gescher  (75 Jahre), Heimatverein Lembeck, Heimatverein Heiden und Heimatverein Wulfen, Heimatbund der Herrlichkeit Lembeck (jeweils 100 Jahre) und Heimatverein Burlo-Borkenwirthe (Einweihung des neuen Heimathauses).

Dem Allgemeinen Bürgerschützenverein Erle gratulierte der Heimatverein auf der großen Festveranstaltung zu seinem im Jahre 2022 nachgeholten 125-jährigen Vereinsjubiläum ebenfalls mit einem Femeichensämling. Zur Freude der Vereinsmitglieder gelang dem stellvertretenden Vorsitzenden Andreas Cluse der Königsschuss. Ein Jahr regiert König Andreas nun das Schützenvolk von Erle.

Berichte der Arbeitsgruppen

Geschichte (Carlo Behler)

Seit einem Jahr finden jeweils am ersten Sonntag im Monat öffentliche Führungen an der Femeiche und anschließend in der Ausstellung über die Femeiche im Heimathaus statt. Carlo Behler erzählt als Freigraf Bernd de Duiker in mittelalterlicher Gewandung anschaulich aus der Geschichte des Tausendjährigen Naturdenkmals. An den Führungen nehmen regelmäßig ca. 5 – 15 Teilnehmer teil. Sie wird in der Presse, auf der Homepage und auf Facebook vorher angekündigt  und dauert ab Femeiche ca. 1 1/4 Stunden. Die Teilnahme ist kostenlos; wer will, kann spenden. In diesem Frühjahr gibt es eine starke Nachfrage privater Gruppen nach Führungen. Fahrrad- und Bikergruppen  verbinden ihre Ausflugsfahrten mit einem Besuch der Femeiche.   

Führung mit dem Mopedclub Duisburg

Die Eintragungen von Besuchern im Gästebuch an der Eiche (aus Polen, der Ukraine, Frankreich, Kolumbien und Australien) beweisen nach wie vor den hohen überregionalen Bekanntheitsgrad der Femeiche. Wegen ihrer Einzigartigkeit hat die Autobahn GmbH den Antrag des Heimatvereins auf Aufstellung zweier touristischer Unterrichtungstafeln an der A 31 positiv entschieden. Und so werden wohl noch dieses Jahr im Bereich der Auf- bzw. Abfahrt am Freudenberg dank des finanziellen Engagements der Bürgerstiftung Raesfeld-Erle-Homer zwei Tafeln auf die „Tausendjährige Femeiche“ in Erle hinweisen.

Der Heimatverein wird am Vierorte-Eck am Werlo, wo die Orte Erle, Rhade, Marbeck und Heiden einen gemeinsamen Grenzpunkt haben, auf Wunsch des Schützenvereins eine Informationstafel aufstellen, die auf die besondere Grenzsituation und die historische Entwicklung der Grenzen hinweist. Der Schützenverein Erle hatte dort einen Grenzpfahl an dem gemeinsamen Grenzpunkt gesetzt, der ihm zum 125-jährigen Jubiläum vom Schützenverein Heiden-Leblich geschenkt worden ist. Zusätzlich wurde dort eine überdachte Sitzgelegenheit aufgestellt, die die Bürgerstiftung Raesfeld-Erle-Homer gestiftet hat. So kann dieser Platz auch als Rastplatz an der 30 m weiter nördlich verlaufenden 100-Schlösser-Route (Im Kühl) genutzt werden.

Der Heimatverein Altenberge hat bei beim Heimatverein Erle nach einem größeren  Femeichensämling nachgefragt. Der in den 1970er Jahren auf einem Schulhof in Altenberge gepflanzte Abkömmling der Femeiche ist der Sanierung von Rohrleitungen zum Opfer gefallen. Durch Vermittlung von Ingrid Horstmann und Hedwig Rentmeister konnte Kontakt zu Bernd und Gaby Schulte Huxel hergestellt werden. Sie haben vor ein paar Jahren Femeichensämlinge auf ihrem Waldgrundstück gepottet, die mittlerweile 1,50 – 2,50 m groß sind. Im Herbst wird der Heimatverein Altenberge dann einen Abkömmling der Femeiche in Erle abholen und auf dem Schulgrundstück als Ersatz für den gefällten älteren Schwesterbaum anpflanzen. Eine Erler Eiche steht auch im Garten von Ministerpräsident Hendrik Wüst in Rhede. Er hatte sie von der CDU Raesfeld zur Hochzeit bekommen.

Plattdeutsch (Ingrid Horstmann)

Die Plattdeutsch-AG des 3. und 4. Grundschuljahres  umfassen zurzeit 28 Kinder. Die Kinder lernen durch Spielen, Singen und Lesen spielerisch die Erler Mundart. Besonders stolz sind sie, wenn sie das Gelernte bei Aufführungen zeigen können. Im letzten Jahr traten die „Brejpottspöllers“ beim Maikranzaufhängen, beim Sommermarkt, bei den Erler Senioren, in Rhedebrüge und im Seniorenheim in Raesfeld auf. Die alten Kreisspiele aus Kindertagen erinnern die Senioren an ihre eigene Kindheit und animieren sie zum Mitsingen. Die „grooten Brejpottspöllers“ der Sekundarschüler umfassen 17 Personen und üben anspruchsvolle Stücke und Sketche ein. Sie zeigten ihr Können beim plattdeutschen Nachmittag, in Rhedebrügge, bei der UWG und beim Heimatverein Marbeck.

„Dornrösken was een schönet Kind“
„Oh Buer, wat kost dien Heu“ Aufführung der Brejpottspöllers beim Maikranzaufhängen
dav

Die plattdeutsche Theatergruppe des Vereins führte im März sechsmal das Stück „Twee Hallelujah för een Börgermester“ auf. Die Aufführungen sollen auch in den kommenden Jahren im Frühjahr statt im Herbst sein. Die Theatertruppe hat in diesem Jahr zusammen mit dem Theaterverein Raesfeld als Anerkennung den Heimatpreis von Raesfeld bekommen.

Koffieköppkes (Hildegard Gülker)

Die Koffieköppkes beschäftigen sich mit der Archivierung alter Fotos und Totenzettel sowie der Bewahrung und  Dokumentation alten Brauchtums. Zur Unterhaltung liest Ingrid Horstmann den Seniorinnen und Senioren plattdeutsche Geschichten und Gedichte vor. Hubert Leiers hat ihnen nach altem Brauchtum für Palmensonntag sogenannte Palmvögel gebacken.

Archivarbeit (Andreas Cluse)

Andreas hat damit begonnen, nach und nach ein Vereinsarchiv aufzubauen durch Katalogisierung von vorhandenen Zeitschriften und Büchern sowie Digitalisierung archivierten Fotos. Er hat Kontakt aufgenommen zur Gruppe Genealogie und Ahnenforschung des Heimatvereins Raesfeld. Die von der Gruppe abgeschriebenen und digitalisierten Kirchenbücher können auch die Erler nutzen zur Aufstellung von Ahnentafeln und für die Familien-, Höfe und Namensforschung.

Natur- und Vogelschutz (Norbert Sabellek)

Die Zahl der für Kinder angepflanzten Obstbäumchen auf der Babywiese ist mittlerweile auf 80 angewachsen. Im Herbst haben Mitglieder des Schützenvereins die Wege mit Randsteinen befestigt und ein Pflaster vor dem Gartenhaus angelegt. Irene Brand hat einen Arbeitsplan für Pflegearbeiten auf der Babywiese ins Netz gestellt, auf dem sich jeder für Arbeitseinsätze eintragen kann.

Der Besatz der Steinkauzröhren ist im letzten Jahr leicht zurückgegangen, die Schleiereulennistkästen sind vollkommen leer geblieben.

Projekt mediale Entwicklung im lokalen Raum (Klaus Kriebel)

Klaus Kriebel stellt sein Projekt mediale Entwicklung im lokalen Raum vor. Dafür hat er neben den Messdienern und dem Kolping auch den Heimatverein Erle ausgewählt. Im Rahmen des Projektes sollen mit einzelnen Gruppen des Heimatvereins kleine Podcasts über ihre Arbeit und ihr  ehrenamtliches Engagement im Verein für die WMW erstellt werden.

3. Kassenbericht

Ludger Elbert stellt die Finanzen des Jahres 2022 vor.

2022

Einnahmen:                  6.126,75 €

Übernahmekonto    +  3.203,13 €

Summe:                        9.329,88 €

Ausgaben:               –   6.117,27 € 

Abschlusssaldo:            1.662,54 €

Guthaben (insges.):       3.212,61 €  

Bemerkenswert ist, dass die Summe der Spenden auf 1.717 € angewachsen ist.

4. Bericht der Kassenprüfer

Dirk Brand und Bernd Lacombe haben die Kassenführung geprüft und für rechtens befunden. Dem Kassierer und dem Vorstand wird deshalb insgesamt Entlastung erteilt.

5. Wahlen

Bei den Vorstandswahlen waren die 3 Stellvertreter- und 3 Beisitzerposten neu zu besetzen. Zur Wiederwahl stellten sich Andreas Cluse als stellvertretender Vorsitzender und Charlotte Meiners als stellvertretende Kassiererin. Beide wurden in ihren Ämtern bestätigt. Zur neuen stellvertretenen Schriftführerin wurde die bisherige Beisitzerin Janina Kargel gewählt, weil Doris Grunewald  krankheitsbedingt aus dem Vorstand ausscheiden muss. Nobert würdigte ihr Engagement für den Vorstand, vor allem als Betreuerin der Brejpottspöllers und als Schauspielerin des plattdeutschen Theaters und verabschiedete sie mit einem Blumengeschenk. Als Beisitzerinnen wurden Ingrid Horstmann und Hildegard Gülker wiedergewählt. Neu in den Vorstand wählte die JHV Victoria Heider als Beisitzerin. Für die satzungsgemäß aus dem Amt scheidenden Kassenprüfer Dirk Brand und Bernd Lacombe wurden Hermann Josef Grewing und Susanne Behler neu gewählt.

Die Neugewählten: hinten v. l. Hermann Josef Grewing, Susanne Behler (Kassenprüfer), Andreas Cluse (Stellv. Vorsitzender), Victoria Heider (Beisitzerin); vorn v. l.: Ingrid Horstmann und Hildegard Gülker (Beisitzerinnen)

6. Jahresprogramm 2023/24

Das traditionelle Maikranzaufhängen unter Mitwirkung der Brejpottspöllers ist wie immer am 30.04. Eine Frühjahrswanderung in der Dingdener Heide mit anschließendem Frühstück findet am 07.05. statt. Für den 18. Juni ist wieder ein offenes Singen unter den Kastanien vorgesehen. Die Waldspiele im Rahmen des Ferienprogramms sollen am 04.07. sein. Am 26.08. ist zum ersten Mal die Familienaktion „Alte Spiele“ auf der Babywiese geplant. Ein Tagesausflug führt im September zum Freilichtmuseum nach Hagen. Und im Oktober ist wieder ein Herbstfest mit Apfelsaftpressen in der Pausenhalle der Silvesterschule vorgesehen. Der plattdeutsche Nachmittag wird wieder im Dezember sein. Die endgültigen Termine werden im Bekanntmachungskasten, in der Tagespresse, auf der Homepage und auf Facebook angekündigt.

7. Jahresrückblick in Bildern

Abschließend gibt Norbert Sabellek in Bild und Wort einen mit Wenzel Schierenberg vorbereiteten Rückblick auf das letzte Jahr. Die Versammlung endet mit dem „Erlsken Leed“.

Nach drei Jahren konnte endlich wieder der Plattdeutsche Nachmittag des Heimatvereins Erle stattfinden. Wie sehr man diese beliebte Veranstaltung vermisst hatte, bewies der bis auf den letzten Platz besetzte Saal bei Brömmel-Wilms. Die „groten Brejpottspöllers“ der Plattdeutsch-AG des Heimatvereins trugen humorvolle Sketche im Wechsel mit einem Gesangs- und Bewegungsrhythmus vor. Im „finen Lokal“ ging es nicht ganz so fein zu bei Suppe mit Käfereinlage. In Erle soll es ja auch bald ein „finet Lokal“ geben: das geplante Genossenschaftshaus. „Wi willt hoppen, dat se doar met Fleegen un dreckige Dissdecken äs Speisekarten nich sonne Last häbbt“, kommentierte Mia Pass den Sketch. Dass Platt auch zur Jugendkultur passt, bewiesen die Brejpottspöllers im ihrem Rapp „Du un Platt“: „Bij us hört Platt bij de Kultur as de olle Kerktornsnuhr.“ 

Im „finen“ Lokal gibt es dreckige Tischdecken als Speisekarten

Zwei Sketche hatten die Schule zum Thema. In der „Vererbung“ konnte Jans seinen Vater davon überzeugen, dass sein schlechtes Zeugnis mit Vererbung zu tun hat und Bennädkens Vater erfand  kreative Rechtschreibregeln: „Ofen schrifs du in´n Sommer groot und in´n Winter kläin, weil denn Aowend dann heete is un du üm nich anpacken kass.“

Kreative Rechtschreibregeln für Bennädken

Loriots berühmter Sketch „Mutters Klavier“ und der dritte Streich von Max und Moritz mit Schneider Böck kamen auf Platt noch sehr viel witziger rüber.

Die Ankunft von Moders Klaveer wird gefilmt
„Schnieder“ Böck hat den Streich von Max und Moritz überlebt

Der Bewegungsrhythmus „Wenn ik nich up de Bühne stünn, wat wöll ik dann wall wäsen?“ mit den zur Schau gestellten Berufsbewegungen der Handwerker wurde als Zugabe wiederholt, weil er tosenden Applaus bekam. Zwischendurch wurden plattdeutsche und hochdeutsche Adventslieder zur  Gitarrenbegleitung von Norbert Sabellek gesungen.

Beim Bewegungsrhythmus mussten die Handwerker ihre Bewegungen aufeinander abstimmen

Ingrid Horstmann, die zusammen mit Mia Pass, Hedwig Rentmeister und Doris Hülsmann die AG betreut, stellte als positiven Effekt der Schauspielerei für die Kinder fest: „Ich sehe immer wieder, was es mir den Kindern macht, wenn sie in einer für sie nicht alltäglichen Sprache vor Publikum auftreten. Sie gewinnen ungemein an Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein. Platt wird als Umgangssprache nicht zu retten sein, aber immerhin wird die Sprache der Vorfahren dadurch in der öffentlichen Wahrnehmung gehalten.“

Applaus für die Brejpottspöllers

Darauf hatten sie lange gewartet. Endlich konnten die Kinder der Plattdeutsch-AG der Erler Silvesterschule nach langer Zeit wieder vor Publikum auftreten. Auf dem Seniorennachmittag im Silvesterhaus trugen die Breipottspöllers Lieder, Reigenspiele und Geschichten auf Platt vor. Sehr zur Freude der älteren Generation, ist doch den meisten das Erler Platt von Kindesbeinen an vertraut.

Die Brejpottspöllers

AG-Leiterin Ingrid Horstmann, die humorvoll und souverän auf Platt durch das Programm führte, bat das Publikum, über einige Unstimmigkeiten hinwegzusehen. Denn die Drittklässler sind erst seit ein paar Wochen in der AG und traten zum ersten Mal vor Publikum auf.

Beim Klumpenleed wurde mit den Klumpen getrampelt

Die Kinder trugen die jeweiligen Stücke in bunter Verkleidung vor. Zum „Klumpenleed“ klapperten sie passend mit ihren Holzschuhen. Der „Schostenfäger“ fand sein Deernken auf seinem Spaziergang natürlich in Schornsteinfegerkleidung. Und auch die „flietigen“ Handwerker stellten ihre jeweiligen Berufe in passender Handwerkskleidung vor. Von der Solidarität zwischen Arm und Reich handelte das Rollenspiel „Wi willt deelen“, in dem sieben Zwerge sich ihre gesammelten Lieblingsfrüchte großzügig mit den „Müüsen“ teilen, als sie merken, dass diese sich nachts über ihre „Appels, Prumen und Nötte“ hermachen. Natürlich wurde auch das „Erlske Leed“ und das „Erlske Kinderleed“ „Ik häbb Koppiene“ gesungen, in dem die „Piene“ erst nach Verabreichung von Süßigkeiten weggeht. 

Zwerge und Mäuse teilen miteinander

Die Kinder bekamen viel anerkennenden Beifall und natürlich Süßigkeiten. „Es macht Spaß, den Erwachsenen zu zeigen, was man auf Platt schon kann“, freute sich Neuling Jan Heider. Und Senior Franz-Josef Elbert bemerkte: „Es ist schön, vertraute plattdeutsche Töne auch heute noch von Kindern zu hören. Meine Eltern haben mich in meiner Kindheit angehalten, Hochdeutsch zu sprechen. Doch untereinander sprachen wir Kinder natürlich Platt.“ Sicherlich wird nicht noch einmal so viel Zeit vergehen, bis die Brejpottspöllers bei den Senioren auftreten.

Schostenfäger trifft sein Deernken

Der Heimatverein Erle bietet Führungen an der Femeiche und im Heimathaus / Heimatmuseum an. Jeden ersten Sonntag im Monat findet in der Regel um 15.00 Uhr eine öffentliche Führung an der Femeiche (Ekhornsloh) und durch die Femeichenausstellung im Heimathaus des Heimatvereins Erle (Silvesterstraße 5) unweit der Femeiche statt.

Die nächste und letzte öffentliche Führung in diesem Jahr ist am Sonntag, 01. Oktober.

Carlo Behler erzählt als Freigraf Bernd de Duiker an der Femeiche in mittelalterlicher Gewandung persönlich über seine Tätigkeit als Vorsitzender des Femegerichts im 15. Jahrhundert und aus der Geschichte des 1000-jährigen Naturdenkmals. Dabei wird mit den Teilnehmern die urkundlich überlieferte Femegerichtsverhandlung von 1441 nachgespielt. Diese agieren dabei als Freischöffen.

Führung mit dem Hegering Heiden
Führung mit dem Schützenverein Erle
Femegericht mit dem Schützenverein Erle
Bernd de Duiker erzählt von seiner Tätigkeit als Freigraf
Bernd de Duiker berichtet aus dem Leben der Femeiche
Führung mit dem Verkehrsverein Dorsten

Anschließend geht es durch den Ortskern ins nahegelegene Heimathaus (Silvesterstraße 5) zur Ausstellung über die Femeiche. Hier werden manche Informationen über die Femeiche anschaulich erweitert und vertieft. Auch die anderen Ausstellungen im Heimathaus (fränkische Gräberfunde aus dem Frühmittelalter, steinzeitliche Funde und eine historische Schulstube) können natürlich besichtigt werden. Die Führung dauert ca. 1 1/4 Stunde und wird von März bis Oktober durchgeführt. (Ankündigung in der Presse, auf der Homepage und auf Facebook) Von November bis Februar finden nur Führungen im Heimathaus (15.00 – 17.00 Uhr) statt. Die Teilnahme ist kostenlos, Spenden werden gerne entgegengenommen.

Femeichenausstellung im Heimathaus

Die Themen der Tafeln umfassen die Bereiche: die Frage nach dem Alter des Baumes, die Entwicklung der Go- und Freigerichtsbarkeit (Nieder- und Hochgerichtsbarkeit) im Mittelalter, die Bedeutung der Femegerichtsbarkeit als besondere Form der Freigerichtsbarkeit im Spätmittelalter, der Freistuhl zum Assenkampe an der Erler Femeiche, der Femeprozess von 1441, die Nachwirkungen der Feme in Literatur, Kunst und Politik, berühmte Besucher an der Femeiche, die Erhaltungs- und Pflegemaßnahmen, die Eiche in der NS-Zeit, Besuchsgruppen in den letzten 100 Jahren, Funk- und Fernsehen an der Eiche, die Aufstellung der Gerichtsskulptur und das Nachspiel des Femeprozesses  von 1441 sowie die Gedichte über die Eiche.

Über die Mailadresse: info@heimatverein-erle.de können jederzeit private Führungen angefragt werden.

Radtour zu den 17 Erler Geschichtsstationen. Auf einer ca. 2 – 2,5 Stunden währenden Radtour zu den Erler Sehenswürdigkeiten und durch die Erler Geschichte wird Unterhaltsames und Interessantes über das kleine Dorf am Rande des Westmünsterlandes geboten.

Die touristischen Angebote sind ideal auch für Familienausflüge und Fahrradgruppen.

Femeichenflyer

Alle touristischen Angbote finden sich aucb in dem neuen Flyer über die Femeiche. Der Inhalt wurde weitgehend aktualisiert und auf den Stand des Wissens gebracht, das Professor Roloff, Leiter des Kuratoriums Nationalerbe-Bäume in der Deutschen Dendologischen Gesellschaft bei der Aurufung der Erler Femeiche zum 12. Nationalerbe-Baum Deutschand am 30. Oktober 2021 insbesondere in seinen dendrologischen Ausführungen präsentierte.

Die Flyer liegen aus in der Flyerbox an der Femeiche, im Hotel „Koornhuus 1832“ und in der Brennerei Böckenhoff in Erle sowie im Naturparkhaus in Raesfeld am Schloss.

Der Femeichenflyer Vorderseite
Der Femeichenflyer Rückseite

Auf der Babywiese an der Erler Mühle fand am Tag der deutschen Einheit 2020 die erste Kräuter- und Staudenbörse des Heimatvereins statt. Einige Gartenliebhaber hatten von ihren Stauden im Garten Ableger abgestochen und boten sie zum Tausch und Erwerb an, anstatt sie im Biomüll zu entsorgen.

Die Stauden und Kräuter ließen sich gut tauschen.

Trotz des im Laufe des Nachmittags einsetzenden Regens kamen viele Hobbygärtner aus Erle und Umgebung, um gegen eine kleine Spende Stauden und Kräuter wie Margeriten, Dahlien, fette Henne, Stockrosen, Zitronenmelisse und Salbei mitzunehmen und ihren Garten damit auf preiswerte Weise zu verschönern. Erläuterungen und Pflanztipps gab es gratis dazu. Auch selbst gezogene Kräutersamen und Herbststäuße fanden ihre Abnehmer. Die Einhaltung der allgemeinen Abstands- und Hygieneregeln war auf der weitläufigen Babywiese kein Problem. Das gespendete Geld fließt naturgemäß in weitere Pflanzungen auf der Babywiese und die Unterhaltung des Bauerngartens am Heimathaus.

Innerhalb von 14 Tagen erfuhr die Erler Femeiche eine zweifache Ehrung. Am 30. Oktober 2021 wurde sie zum 12. Nationalerbe-Baum in Deutschland ausgerufen und am 14. November wurde eine neu gestaltete Ausstellung im Erler Heimathaus eröffnet, die die Geschichte des 1000-jährigen Naturdenkmals erzählt. Zuvor war dem Heimatverein Erle am 25. Oktober im Rahmen der Verleihung des Felix-Sümmermann-Preises für Denkmalpflege eine Anerkennung für seine Projekte rund um die Femeiche ausgesprochen worden.

Eröffnung der Femeichenausstellung

21 Informationstafeln

Da der Heimatverein von der Auszeichnung der Eiche zum Nationalerbe-Baum erst später erfahren hatte, konnte die Ausstellungseröffnung nicht gleichzeitig stattfinden. Die ca. 50 Besucher der Ausstellung wurden von Carlo Behler zu jeder vollen Stunde durch die 21 Informationstafeln umfassende Ausstellung geführt. Er hatte die Informationstexte formuliert und die Bilder und Grafiken zusammengestellt. Mediengestalter Wenzel Schierenberg gestaltete mit einem Spezialprogramm diese Vorlagen zu anschaulichen Einheiten. Denn jede Tafel hat ein eigenes Thema und ist übersichtlich in verschiedene Abschnitte mit Überschriften und entsprechender Bebilderung gegliedert. Passend zum alten Eichenbaum unterstreichen unterschiedliche, den Texten unterlegte Grüntöne die Gliederung. Originalzitate werden in historischen Schrifttypen wiedergegeben.

Femeichenausstellung wurde eröffnet
Der Ausstellungsraum mit Schautafeln, Mantelfragment und Baumscheiben

Die Themen der Tafeln umfassen die Bereiche: die Frage nach dem Alter des Baumes, die Entwicklung der Go- und Freigerichtsbarkeit (Nieder- und Hochgerichtsbarkeit) im Mittelalter, die Bedeutung der Femegerichtsbarkeit als besondere Form der Freigerichtsbarkeit im Spätmittelalter, der Freistuhl zum Assenkampe an der Erler Femeiche, der Femeprozess von 1441, die Nachwirkungen der Feme in Literatur, Kunst und Politik, berühmte Besucher an der Femeiche, die Erhaltungs- und Pflegemaßnahmen, die Eiche in der NS-Zeit, Besuchsgruppen in den letzten 100 Jahren, Funk- und Fernsehen an der Eiche, die Aufstellung der Gerichtsskulptur und das Nachspiel des Femeprozesses  von 1441 sowie die Gedichte über die Eiche.

Schautafel Femeprozess von 1441

Das Alter der Eiche

Die verschiedenen Berechnungen zum Alter der Eiche auf der ersten Tafel kommen zu einem ähnlichen Ergebnis wie Professor Roloff von der TU Dresden. Mit geschätzten 800 – 1100 Jahren (Prof. Roloff: 800 – 1000 Jahren) kann man mit einiger Berechtigung von der 1000-jährigen Femeiche sprechen. Die lange kolportierte Überlieferung, die Eiche sei schon zur Zeit Karls des Großen ein mächtiger Baum gewesen, und die sich daran knüpfenden Erzählungen, sie habe vor über 1300 Jahren als heidnischer Kult- und Versammlungsort der Germanen fungiert, werden somit ins Reich der Legenden verwiesen, es sei denn man folgte der Erklärung, dass die Eiche einen Vorgängerbaum gehabt habe. In einer Tischvitrine sind Faksimiles von notariellen Dokumenten aus dem 14. – 16. Jahrhundert zu sehen, die als Kaufverträge, Erbverträge u. Ä. vor dem Erler Freigericht beurkundet wurden.

Tischvitrine mit Urkunden

Mantelfragmente und Baumscheiben

Norbert Sabellek (v. l.), Klaus Werner und Carlo Behler freuten sich über viele Besucher. Blickfang der Ausstellung: Das große Mantelfragment mit Astansätzen

Blickfang der Ausstellung ist ein 1,40 m langes Mantelfragment, das vor Jahrzehnten bei Pflegearbeiten aus dem Mantel im oberen Stammbereich herausgeschnitten wurde. In einer Ausbuchtung sind die Jahresringe eines Astansatzes zu sehen. Zudem haben Hermann Buning und Johannes Kempken Astscheiben aus einem vor ca. 40 Jahren entfernten Ast mit ca. 150 Jahresringen als Leihgabe der Ausstellung zur Verfügung gestellt.

Baumscheiben auf Blattgold: Wenzel Schierenberg (l.) und Carlo Behler, die Gestalter der Ausstellung, zeigen zwei mit Blattgold unterlegte Baumscheiben der Femeiche, eine Leihgabe von Hermann Buning.

Nach Besichtigung der Ausstellung konnten die Besucher bei Kaffee und Kuchen gegen eine Spende ihre Eindrücke austauschen. Den Kuchen hatte wieder Biobäcker Hubert Leiers gebacken und dem Heimatverein kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Spendenerlös wird einem karikativen Zweck zugeführt. Die Ausstellung ist an jedem 1. Sonntag im Monat von 15.00 – 17.00 Uhr geöffnet.

Anerkennung für Denkmalpflege

Am 25. Oktober war bei der Verleihung des Felix-Sümmermann-Preises für Verdienste um die Denkmalpflege im Kreis Borken im Kreishaus Borken dem Heimatverein Erle für seine vielfältigen Projekte rund um die Femeiche eine Anerkennung, verbunden mit der Zuwendung von 100 €, ausgesprochen worden. Der erste Preis ging an den Heimatverein Werth für die Restaurierung der Turmwindmühle Werth, den zweiten und dritten Preis erhielten Familien für die Restaurierung alter Fabrikantenvillen, der Villa Grüter in Borken und der Villa Lühl in Gemen. Zudem bekam die evangelische Kirchengemeinde Gronau einen Sonderpreis für ihren Einsatz für die Wilhelm-Sauer-Orgel. Sie wurde, aus Dortmund stammend, von der Kirchengemeinde in Gronau übernommen.

Im Kreise der Jurymitglieder die Vertreter des Heimatvereins Erle mit der Anerkennungsurkunde: ab 4. v. l.: Norbert Sabellek, Wenzel Schierenberg und Carlo Behler
Die 10 Bewerbergruppen, denen eine Anerkennung ausgesprochen wurde. Neben Landrat Kai Zwicker (l.) die drei Vertreter des Heimatvereins Erle

Der Heimatverein hat auf unterschiedliche Art Informationen über die Femeiche für Besucher zugänglicher und anschaulicher gemacht. Neben der oben beschriebenen Ausstellung sind vor Jahren Informationstafeln und die steinerne Nachbildung des Femegerichts an der Femeiche aufgestellt worden. Flyer über die Femeiche und die 17 Erler Geschichtsstationen können aus Boxen an der Informationstafel entnommen werden. Besucher können ihre Eindrücke und Gedanken in ein Gästbuch schreiben. Zudem besteht die Möglichkeit, Sämlinge, die im Bauerngarten am Heimathaus von der durch Vereinsmitglieder betreuten Garten-AG der Grundschule aus den Eicheln der Femeiche herangezogen werden, mit Echtheitszertifikat zu erwerben.

Ausrufung der Femeiche zum Nationalerbe-Baum

Trotz des Nieselregens hatten sich zwei Wochen zuvor ca. 150 Zuschauer eingefunden, die sich das einmalige Ereignis der Erhebung der Femeiche in den „Adelsstand“ nicht entgehen lassen wollten. Als erster Baum in NRW und als 12. bundeweit wurde die Femeiche vom Kuratorium Nationalerbe-Bäume in der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft (DDG) wegen ihrer Einmaligkeit und historischen Besonderheit als Gerichtsstätte zum Nationalerbe-Baum ausgerufen.

Laudatio auf die Femeiche von Professor Andreas Roloff
Raesfelds Bürgermeister Martin Tesing (l.) und Professor Andreas Roloff enthüllen die Tafel, die die Femeiche zum Nationalerbe-Baum ernennt.

Professor Roloff von der TU Dresden, Vorsitzender des Kuratoriums, würdigte in einer Laudatio die alte Eiche. Er erklärte  die Veränderungen ihrer Gestalt in den letzten 250 Jahren und erzählte aus ihrem langen Leben. “Dieser Baumveteran ist absolut einmalig. Was für eine Skulptur von Lebewesen, welch aufregende Gestalt“, schwärmte der Forstbotaniker. Der Stammumfang von 12,45 m in 1,30 m Höhe lasse ungefähr auf ein Alter von 800 – 1000 Jahren schließen. Damit sei die Eiche von Umfang und Alter einer der wertvollsten Bäume des Landes. Mit der Ausrufung zum Nationalerbe-Baum ist die Finanzierung notwendiger Pflege-, Sicherungs- und Schutzmaßnahmen verbunden.

„Dieser Baum lehrt uns Respekt vor dem Leben.“

Der stellvertretende Landrat Otger Harks gratulierte zur Auszeichnung und Bürgermeister Martin Tesing versprach, zusammen mit der unteren Landschaftsbehörde des Kreises Borken  der Eiche weiterhin alle notwendige Pflege zukommen zu lassen. Der Präsident der DDG Eike Jablonski stellte die Arbeit der seit 1892 existierenden DDG vor, die sich den Erhalt, die Pflege und die Pflanzung von Bäumen und Sträuchern zur Aufgabe gemacht hat. Fabian Tilling, Pfarrer der Gemeinde St. Martin, die seit Jahrhunderten Grundbesitzerin der Femeiche ist, verglich den zerklüfteten Stamm mit den zerfurchten Händen eines alten Menschen. „Ich wünsche mir, dass dieser Baum uns Respekt vor dem Leben lehrt“, resümierte der Geistliche.

v.l.: Professor Andreas Roloff, DDG-Präsident Eike Jablonski, Pfarrer Fabian Tilling, stellv. Vorsitzender des Kirchenvorstandes Gregor Badurczyk, Bürgermeister Martin Tesing
Der Heimatverein Erle überreicht Professor Roloff mehrere Geschenke: einen alten Korn der Brennerei Böckenhoff (Andreas Cluse und Norbert Sabellek v. l.), einen Bildband über die Femeiche von Klaus Werner (M. r.) und eine Astscheibe der Femeiche von Hermann Buning (r.). Zudem bekommen er und DDG-Präsident Jablonski (M. l) je einen Femeichensämling geschenkt.

Die Feier wurde musikalisch umrahmt von den Erler Jägern. Zum Abschluss spielten sie das „Erlske Leed“, wobei kräftig mitgesungen wurde. Anschließend klang die Feier bei Kaffee und Kuchen aus.

Die zahlreichen Zuschauer lauschen der Rede von Pfarrer Tilling
und trotzen dem Regenwetter.

Heimatverein und KFD planen Aktion am 8. Mai

Lasst Blumen sprechen! Diese alte Weisheit möchten der Heimatverein Erle und die KFD Raesfeld, Rhedebrügge und Erle in einer Sonnenblumenaktion am 8. Mai in die Tat umsetzen. Die Sonnenblume, in alten Mythen Symbol der irdischen Vergänglichkeit und der Liebe, soll vor allem an Menschen erinnern, die ihren Angehörigen und Freunden nahestanden, für die es z. T. aber keine Grabstätte (mehr) gibt oder deren Grab nicht erreichbar ist.

Frauen der KFD und des Heimatvereins haben kleine Zwergsonnenblumen herangezogen. Die Jungpflanzen werden am 8. Mai an der Kirche in Rhedebrügge sowie auf den Friedhöfen in Raesfeld und Erle an den Soldatengräbern zur Mitnahme zur Verfügung gestellt. Diese Gräber eignen sich am Tag des Kriegsendes besonders als Ort des Gedenkens. In Erle hat der Heimatverein an den Grabsteinen der Soldaten Informationsblätter über die Gefallenen angebracht.


Die Frauen der KFD und des Heimatvereins stellen die Sonnenblumenaktion an den Soldatengräbern in Erle vor: v. l. Brigitta Schneiders, Doris Groß-Bölting, Mia Pass, Martha Eming, Christel Springer und Ingrid Horstmann

Die Sonnenblumen können auf Gräbern oder im Garten gepflanzt werden oder auf Terrasse, Balkon und in der Wohnung als Kübelpflanze an Verstorbene erinnern. „Meine Sonnenblume wird mich in unserem Garten an meine verstorbene Patentante erinnern, die weit weg in der ehemaligen DDR beerdigt ist“, bemerkte Doris Groß-Bölting aus Rhedebrügge bei der Vorstellung der Aktion auf dem Friedhof in Erle. Martha Eming aus Raesfeld will ihre Blume ihren verstorbenen Verwandten in Kanada und Brigitta Schneiders ihre ihren fünf im Krieg gefallenen Onkeln widmen. „Ich werde meine Sonnenblume auf einer Grünfläche des Friedhofs in Gladbeck pflanzen, wo sich die aufgehobene Grabstelle meiner Eltern befand“, erklärte Christel Springer aus Erle.

Auch die evangelische Kirchengemeinde unterstützt die Sonnenblumenaktion und wird am Lukaszentrum in Raesfeld 5 Blumen zum Gedenken an die Opfer von Krieg, Terror und Rassismus pflanzen. Monika Neumann von der Flüchtlingshilfe wird Raesfelder Flüchtlingen Blumen zum Andenken an ihre Toten in der Heimat übergeben. So kann jeder auf seine Weise die Sonnenblume als Erinnerungssymbol nutzen.


Am Lukaszentrum sollen auch Blumen gegen das Vergessen gepflanzt werden: v. l. Wolfgang Warschewski (evangelische Kirchengemeinde), Monika Neumann (Flüchtlingshilfe), Hedwig Rentmeister (Heimatverein Erle)

Mit dem Foto „Steinkauzfamilie neben Röhre“ gewann der Heimatverein einen mit 500 € dotierten Preis des Westfälischen Heimatbundes (WHB). Dem Naturfotografen Alois Grunewald aus Erle war dieser seltene Schnappschuss nach langen Stunden des Ansitzens gelungen. Mit diesem Foto bewarb sich der Heimatverein beim Fotowettbewerb des WHB.

Der Altvogel mit drei Jungtieren neben der Steinkauzröhre

Denn der WHB hatte unter seinen Mitgliedsvereinen für das Thema des neuen Fotokalenders 2021 „Engagiert für Natur – Heimatakteure im Fokus“ einen Wettbewerb ausgeschrieben. Passend zu seinem Themenschwerpunkt „Zukunft der Dörfer“ nimmt der WHB damit nachhaltiges bürgerschaftliches Engagement für Natur im ländlichen Raum in den Blick. 

Der Kalender ist das Ergebnis des Wettbewerbs, der durch das Sponsering der NRW.BANK ermöglicht wurde. Aus den 129 Fotos von 34 Wettbewerbern wurden dann 12 Fotos für den Jahreskalender ausgewählt und prämiert; das des Heimatvereins Erle ist für den Juni vorgesehen.

Das Foto

Denn es war am 13. Juni 2020 um 21.48 Uhr in der Wiese des Bauern Heinrich Bente in der Bauernschaft Östrich in Erle, als Alois Grunewald auf den Auslöser seiner Kamera drückte. Seit ca. 19.30 Uhr hatte er unter der Kauzröhre auf einem Apfelbaum in ca. 8 m Entfernung, verborgen unter einem Moskitonetz, auf seine Chance gewartet. Es dauerte lange, bis sich das erste vorwitzige Käuzchen außerhalb der Röhre zeigte; denn die nachtaktiven Tiere werden erst in der Dämmerung munter. Der Altvogel flog immer wieder heran, um seine noch nicht flüggen Jungen mit Käfern zu füttern. Als dann die beiden anderen kurz vor Einbruch der Dunkelheit erschienen und das Alttier sich lautlos dazu gesellte, blieben Grunewald nur Sekunden, um das preisgekrönte Foto zu schießen.

Heimatvereinsvorsitzender Norbert Sabellek (links) und Naturfotograf Alois Grunewald mit einer Steinkauzröhre im Querschnitt
An einer solchen Röhre gelang dem Hobbyfotografen das prämierte Foto mit der Steinkauzfamilie

Der Fotograf

Der Naturfotograf fotografiert seit seinem 20. Lebensjahr. „Ich bin jetzt Rentner und habe viel Zeit für mein Hobby. Rumsitzen kann ich überhaupt nicht“, erklärte der Naturliebhaber, der bei jeder Gelegenheit im Freien mit der Kamera auf „Jagd“ nach Motiven in der Flora und Fauna geht. Schon seit den 90er Jahren bastelt der Heimatverein Niströhren für Steinkäuze, die z. T. aus alten Holzrolläden bestehen. „Wir haben zurzeit 14 Kauzröhren auf Obstwiesen in Erle, von denen dieses Jahr die Hälfte von Steinkäuzen genutzt wurde“, erläuterte Vereinsvorsitzender Norbert Sabellek. Im Frühjahr wird bei zwei Kontrollgängen die Belegung geprüft. Ab und zu findet man dabei neben Kauzeiern und Jungtieren auch Stare als Mieter. Das Preisgeld ist für weitere Naturschutzmaßnahmen des Vereins vorgesehen.