Das Heimathaus, ehemaliges Schulgebäude und Polizeiposten, beherbergt heute ein kleines Museum
Steinzeitliche Funde
Grabbeigaben aus den fränkischen Gräbern

Das heutige Heimathaus wurde 1893 als Schulgebäude für Jungen errichtet. Als man 1908 eine wesentlich größere Schule baute, wurde dieses Gebäude zu zwei Wohnungen für Lehrerinnen umgebaut. 1952 zog ein Polizeibeamter mit seiner Familie in eine der Wohnungen ein. Mit dem Einzug eines neuen Polizeibeamten und seiner Familie im Jahre 1960 wurde das Haus bis 1968 offizieller Polizeiposten in Erle.
Im Jahre 1992 renovierte die Gemeinde mit erheblichem Aufwand und mit finanzieller Förderung des Landes dieses alte Schulgebäude von Grund auf. Das Untergeschoss wurde weiterhin als Wohnung von der Witwe des Polizeibeamten genutzt, in das Obergeschoss zog der Heimatverein ein. Nach dem Auszug der Witwe 2004 richtete der Heimatverein im Erdgeschoss ein Museum ein.

Funde aus der Stein- und Bronzezeit
In den Jahren 1930 – 1940 wurden in der Bauernschaft Östrich in der Moorheide am Schafsbach (Hörnefort) und auf dem Wall (Werlo/Uhlengatt) von Bewohnern der Östrich Pfeilspitzen, Klingen, Schaber, Beile und Tonscherben gefunden, die auf die Existenz von Siedlungen der Jungsteinzeit hinweisen. Insbesondere der Hauptlehrer Sagemüller beauftragte seine Schüler, in diesen Gebieten nach Bodenfunden zu suchen. Er hat in der Schulchronik einige Funde dokumentiert. Ein bescheidener Rest, der in den Kriegswirren nicht verlorenging, ist im Museum zu sehen. Zudem ist eine Nachbildung des in der Östrich gefundenen Riesenbechers aus der älteren Bronzezeit (Original im LWL Museum für Archäologie in Herne) ausgestellt.

Funde aus einem fränkischen Gräberfeld
Südöstlich des Hofes Nienhaus-Krampe wurden auf der Obstwiese 1910 und 1924-1926 bei einem Hausneubau insgesamt 25 Körpergräber eines fränkischen Gräberfeldes aus dem Frühmittelalter (6. – 8. Jahrhundert n. Chr.) freigelegt, die Teil eines größeren Friedhofes waren. Vermutlich gab es in der Nähe eine Siedlung. Funde, die darauf hinweisen, wurden bisher nicht gemacht. Aus den in den 1920er Jahren von den Lehrern Lammersmann und Sagemüller freigelegten 11 Männergräbern barg man Schwert- und Messerklingen, Sporen, Schildbuckel, Äxte, Lanzenspitzen, eiserne und bronzene Gürtelbeschläge und Knickwandtöpfe. 9 Frauengräber enthielten zwei silberne Pressblechkreuze mit Flechtbandverzierung, eine stilisierte Zierscheibe aus Bronze, silberne Scheibenfibeln, Spinnwirteln, eiserne Hakenschlüssel, Perlenketten mit bis zu 200 bunten Perlen sowie Ton- und Glasgefäße. Zwei Gräber sind nicht eindeutig zuzuordnen.
Die Ausrichtung einiger Gräber nach Osten und der Fund zweier Silberkreuze lassen den Schluss zu, dass hier eventuell auch Christen beerdigt worden sind.Der größte Teil der Grabfunde, darunter auch die Kreuze, ist in den Wirren der Nachkriegszeit verloren gegangen. Einige befinden sich im Amt für Bodendenkmalpflege in Münster, ein kleiner Teil ist im Erler Heimatmuseum (Heimathaus) ausgestellt.

Die Femeiche
Der größte Teil des Museums widmet sich der Femeiche. Eine umfangreiche Ausstellung zeigt diesen ca. 1000-jährigen Baum im Wandel der Zeiten sowie die unterschiedlichen Maßnahmen, die zu seiner Erhaltung ergriffen wurden. Seine Funktion als mittelalterlicher Gerichtsort wird ausführlich beschrieben. Hier tagte im Mittelalter das geheime Frei- oder Femegericht (Feme = Gericht, Strafe). In Urkunden wurde es „den vryen stoel tum Assenkampe“ (der freie Stuhl zum Assenkamp) genannt. Im Archiv von Bocholt fand sich 1823 ein Bericht über eine Femegerichtsverhandlung unter der Erler Femeiche. Der Freigraf Bernt de Duiker verfemte hier im Jahre 1441 Gert van Diepenbrock und zwei seiner Knechte wegen Schöffenmord und erklärte sie in Abwesenheit als vogelfrei.
Aus der Spätphase des Freigerichts sind auch notarielle Verfahren bekannt, z. B. Eigentumsübertragungen und Erbverzichtserklärungen. Einige Dokumente dieser Art sind im Museum zu besichtigen.

Die Themen der 21 Ausstellungstafeln umfassen insgesamt folgende Bereiche: die Frage nach dem Alter des Baumes, die Entwicklung der Go- und Freigerichtsbarkeit (Nieder- und Hochgerichtsbarkeit) im Mittelalter, die Bedeutung der Femegerichtsbarkeit als besondere Form der Freigerichtsbarkeit im Spätmittelalter, der Freistuhl zum Assenkampe an der Erler Femeiche, der Femeprozess von 1441, die Nachwirkungen der Feme in Literatur, Kunst und Politik, berühmte Besucher an der Femeiche, die Erhaltungs- und Pflegemaßnahmen, die Eiche in der NS-Zeit, Besuchsgruppen in den letzten 100 Jahren, Funk- und Fernsehen an der Eiche, die Aufstellung der Gerichtsskulptur und das Nachspiel des Femeprozesses  von 1441 sowie die Gedichte über die Eiche.

Der Heimatverein bietet dort auch Tassen und T-Shirts mit der aufgedruckten Femeiche an.
Sämlinge der Eiche mit Echtheitszertifikat können ebenfalls erworben werden.

Das Heimatmuseum ist jeden ersten Sonntag im Monat 15.00 – 1700 Uhr oder nach Absprache unter Tel. 02865/6646 zu besichtigen.

Ausstellungen im Museum im Heimathaus
Die Femeichenausstellung zeigt 21 Schautafeln, Mantelfragmente und Baumscheiben der Femeiche.
In einer Tischvitrine sind Urkunden zu sehen.