Nach drei Jahren konnte endlich wieder der Plattdeutsche Nachmittag des Heimatvereins Erle stattfinden. Wie sehr man diese beliebte Veranstaltung vermisst hatte, bewies der bis auf den letzten Platz besetzte Saal bei Brömmel-Wilms. Die „groten Brejpottspöllers“ der Plattdeutsch-AG des Heimatvereins trugen humorvolle Sketche im Wechsel mit einem Gesangs- und Bewegungsrhythmus vor. Im „finen Lokal“ ging es nicht ganz so fein zu bei Suppe mit Käfereinlage. In Erle soll es ja auch bald ein „finet Lokal“ geben: das geplante Genossenschaftshaus. „Wi willt hoppen, dat se doar met Fleegen un dreckige Dissdecken äs Speisekarten nich sonne Last häbbt“, kommentierte Mia Pass den Sketch. Dass Platt auch zur Jugendkultur passt, bewiesen die Brejpottspöllers im ihrem Rapp „Du un Platt“: „Bij us hört Platt bij de Kultur as de olle Kerktornsnuhr.“ 

Im „finen“ Lokal gibt es dreckige Tischdecken als Speisekarten

Zwei Sketche hatten die Schule zum Thema. In der „Vererbung“ konnte Jans seinen Vater davon überzeugen, dass sein schlechtes Zeugnis mit Vererbung zu tun hat und Bennädkens Vater erfand  kreative Rechtschreibregeln: „Ofen schrifs du in´n Sommer groot und in´n Winter kläin, weil denn Aowend dann heete is un du üm nich anpacken kass.“

Kreative Rechtschreibregeln für Bennädken

Loriots berühmter Sketch „Mutters Klavier“ und der dritte Streich von Max und Moritz mit Schneider Böck kamen auf Platt noch sehr viel witziger rüber.

Die Ankunft von Moders Klaveer wird gefilmt
„Schnieder“ Böck hat den Streich von Max und Moritz überlebt

Der Bewegungsrhythmus „Wenn ik nich up de Bühne stünn, wat wöll ik dann wall wäsen?“ mit den zur Schau gestellten Berufsbewegungen der Handwerker wurde als Zugabe wiederholt, weil er tosenden Applaus bekam. Zwischendurch wurden plattdeutsche und hochdeutsche Adventslieder zur  Gitarrenbegleitung von Norbert Sabellek gesungen.

Beim Bewegungsrhythmus mussten die Handwerker ihre Bewegungen aufeinander abstimmen

Ingrid Horstmann, die zusammen mit Mia Pass, Hedwig Rentmeister und Doris Hülsmann die AG betreut, stellte als positiven Effekt der Schauspielerei für die Kinder fest: „Ich sehe immer wieder, was es mir den Kindern macht, wenn sie in einer für sie nicht alltäglichen Sprache vor Publikum auftreten. Sie gewinnen ungemein an Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein. Platt wird als Umgangssprache nicht zu retten sein, aber immerhin wird die Sprache der Vorfahren dadurch in der öffentlichen Wahrnehmung gehalten.“

Applaus für die Brejpottspöllers

Darauf hatten sie lange gewartet. Endlich konnten die Kinder der Plattdeutsch-AG der Erler Silvesterschule nach langer Zeit wieder vor Publikum auftreten. Auf dem Seniorennachmittag im Silvesterhaus trugen die Breipottspöllers Lieder, Reigenspiele und Geschichten auf Platt vor. Sehr zur Freude der älteren Generation, ist doch den meisten das Erler Platt von Kindesbeinen an vertraut.

Die Brejpottspöllers

AG-Leiterin Ingrid Horstmann, die humorvoll und souverän auf Platt durch das Programm führte, bat das Publikum, über einige Unstimmigkeiten hinwegzusehen. Denn die Drittklässler sind erst seit ein paar Wochen in der AG und traten zum ersten Mal vor Publikum auf.

Beim Klumpenleed wurde mit den Klumpen getrampelt

Die Kinder trugen die jeweiligen Stücke in bunter Verkleidung vor. Zum „Klumpenleed“ klapperten sie passend mit ihren Holzschuhen. Der „Schostenfäger“ fand sein Deernken auf seinem Spaziergang natürlich in Schornsteinfegerkleidung. Und auch die „flietigen“ Handwerker stellten ihre jeweiligen Berufe in passender Handwerkskleidung vor. Von der Solidarität zwischen Arm und Reich handelte das Rollenspiel „Wi willt deelen“, in dem sieben Zwerge sich ihre gesammelten Lieblingsfrüchte großzügig mit den „Müüsen“ teilen, als sie merken, dass diese sich nachts über ihre „Appels, Prumen und Nötte“ hermachen. Natürlich wurde auch das „Erlske Leed“ und das „Erlske Kinderleed“ „Ik häbb Koppiene“ gesungen, in dem die „Piene“ erst nach Verabreichung von Süßigkeiten weggeht. 

Zwerge und Mäuse teilen miteinander

Die Kinder bekamen viel anerkennenden Beifall und natürlich Süßigkeiten. „Es macht Spaß, den Erwachsenen zu zeigen, was man auf Platt schon kann“, freute sich Neuling Jan Heider. Und Senior Franz-Josef Elbert bemerkte: „Es ist schön, vertraute plattdeutsche Töne auch heute noch von Kindern zu hören. Meine Eltern haben mich in meiner Kindheit angehalten, Hochdeutsch zu sprechen. Doch untereinander sprachen wir Kinder natürlich Platt.“ Sicherlich wird nicht noch einmal so viel Zeit vergehen, bis die Brejpottspöllers bei den Senioren auftreten.

Schostenfäger trifft sein Deernken