Alles begann damit, dass die Schützenbruderschaft St. Georgius Heiden-Leblich dem Allgemeinen Bürgerschützenverein Erle aus Anlass seines 125-jährigen Jubiläums 2020 einen Grenzpfahl schenkte. Dieser konnte aber wegen der Corona-Pandemie erst 2022 unter Teilnahme  der vier benachbarten Schützenvereine aus Leblich, Marbeck, Rhade und Erle am Werlo aufgestellt werden, wo die Grenzen der vier Orte an einer Stelle (Erle und Leblich bis auf wenige Meter) zusammentreffen. Ein Jahr später kamen eine von der Bürgerstiftung Raesfeld-Erle-Homer gestiftete überdachte Sitzgelegenheit und ein Fahnenmast hinzu. Nun vervollkommnet eine Geschichtstafel, die über die besondere Grenzsituation informiert, diesen Platz, der den Einheimischen als Treffpunkt und den Radwanderern auf der nahen 100-Schlösser-Route als Rastplatz dient.

Video von der Aufstellung auf der Homepage der Dorstener Zeitung (DZ+). Einloggen mit Mailadresse und Passwort erforderlich

https://www.dorstenerzeitung.de/raesfeld/infotafel-vierorte-eck-raesfeld-dorsten-borken-heiden-w809584-p-4000983276/

Die Idee einer Tafel

Die Idee, eine Info-Tafel dort aufzustellen, hatte der Präsident des Erler Schützenvereins Arno Brömmel. Er sprach den Heimatverein Erle an, der nach der Aufstellung von 16 Geschichtsstationen in Erle schon eine lange Erfahrung mit solchen Projekten hat. Arno Brömmel, Hannes Kempken und Carlo Behler setzten sich zusammen und überlegten, was auf solch einer Info-Tafel stehen könnte. Recht bald einigte man sich auf die Punkte: Darstellung der besonderen Grenzsituation und Anlass der Aufstellung, Vorstellung der vier Orte (Alter und Ortsnamen), Entwicklung der historischen Grenzverläufe und politischen Zuordnungen der Orte sowie die Einführung der preußischen Kreisordnung und die Eingemeindungen der Gemeinden in Nachbarorte.

Heinrich Horstamm und Hannes Nagel vom Heimatverein Erle befestigen die Tafel im Bodenanker
Arno Brömmel und Carlo Behler enthüllen die Tafel – Vorne der Grenzpfahl
Carlo Behler erläutert die Tafel

Vorstellung der Tafel

Arno Brömmel und Carlo Behler enthüllten dann gemeinsam die zuvor am Bodenanker festgeschraubte Tafel. Brömmel begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste aus Erle, Marbeck, Heiden und Rhade, darunter den Bürgermeister von Raesfeld Martin Tesing, den Bürgermeister von Heiden Dr. Patrick Voßkamp, den stellvertretenden Bürgermeister von  Borken Günter Stork sowie die Präsidenten der Schützenvereine Marbeck (Dirk Lanfermann) und Rhade (Siegfried Höller) und resümierte den Ausbau dieses Vierorte-Ecks zu einer Rast- und Begegnungsstätte. Behler, Historiker des Heimatvereins Erle, erläuterte anschließend den Informationstext auf der Tafel. Von den anliegenden Ortschaften ist Marbeck der älteste Ort. Schon im 10. Jahrhundert wird die Bauernschaft „Marckapu“ im Kirchspiel Borken erwähnt, erst um 1805 ist sie Bezeichnung Marbeck beurkundet. Beides heißt Grenzbach oder Waldbach. Erle (entweder Erlenwald oder Sand/Erdwald) taucht gesichert um ca. 1150 im Werdener Urbar auf. Rhade wird 1217 zum ersten Mal als „Rothe“ (Rodungssiedlung) erwähnt und Leblich 1336 als „Libellich“, was vermutlich auf einen Eigennamen zurückzuführen ist.

Die Tafel informiert über die Geschichte der Grenzsituation an dieser Stelle

Seit dem Mittelalter gehörten Marbeck und Heiden-Leblich zum Gogericht Homborn und Erle und Rhade zur Herrlichkeit Lembeck, beides Gerichts- und Verwaltungsbezirke des Amtes Ahaus im Fürstbistum Münster. Nach der napoleonischen Zeit wurde Westfalen preußisch. Preußen führte 1816 die Kreisordnung ein und so kamen Marbeck und Heiden-Leblich zum neu gegründeten Kreis Borken und Erle und Rhade zum Kreis Recklinghausen. Die letzte Veränderung gab es mit der Eingemeindung von Marbeck nach Borken (1969), Erle nach Raesfeld (1975), was mit Wechsel in den Kreis Borken verbunden war, und Rhade nach Dorsten (1975). Die Zuordnungen wechselten im Laufe der Jahrhunderte, aber die Grenzverläufe blieben in etwa gleich. 

Eine Karten aus dem Geodatenatlas, eine historische Karte des südlichen Fürstbistums Münster sowie eine allgemeine Karte des Städteverlags veranschaulichen auf der Tafel die Grenzverläufe und Gebietszuordnungen im Laufe der Jahrhunderte.

Arno Brömmel (rechts) hatte die Idee einer Tafel und Carlo Behler (links) führte sie aus
v. l.: der stellvertretende Bürgermeister von Borken Günter Stork, der Bürgermeister von Raesfeld Martin Tesing, der Bürgermeister von Heiden Dr. Patrick Voßkamp, Carlo Behler (Historiker des Heimatvereins Erle), der Präsident des Allgemeinen Bürgerschützenvereins Erle Arno Brömmel und Sponsor Wenzel Schwering
Die Gäste genossen die heißen und kalten Getränke

Ohne Sponsorengelder hätte die Tafel nicht aufgestellt werden können. So sponserten das Ministerium für Landwirtschaft über das Regionalmanagement der Region Hohe Mark (zu 75%) und der Erler Unternehmer Wenzel Schwering (zu 25%) das Projekt.

Bei einem allgemeinen Umtrunk konnten dann die Gäste trotz des nasskalten Wetters die Idylle des Rastplatzes genießen und sich über die Gott und sie Welt austauschen.

Auch der 2. Platz geht an die Erler Plattdeutsch-AG – Auftritt der Brejpottspöllerspöllers bei der KFD

Groß war die Freude bei den „grooten Brejpottspöllers“, als ihnen vom Landrat Dr. Kai Zwicker der erste und auch der zweite Preis beim Kreativwettbewerb des plattdeutschen Wettbewerbs der Kreisheimatpflege Borken für Kinder und Jugendliche verliehen wurde. Die Preisverleihung fand im Heimathaus in Wessum bei Ahaus statt.

Die Brejpottspöllers freuen sich über den ersten und zweiten Preis

Dieses Jahr gab es ein Novum. Alle Beiträge waren ausschließlich als Videos eingereicht worden. Neben dem traditionellen Lesewettbewerb gab es zum ersten Mal auch einen Kreativwettbewerb, der den Kindern die Möglichkeit eröffnete, selbst geschriebene Geschichten und Sketche zu inszenieren und im Video festzuhalten. „Das völlig neue, ausschließlich digitale Wettbewerbskonzept hält das Platt am Puls der Zeit und in der Öffentlichkeit präsent“, schreibt Kreisheimatpflegerin Christel Höing in einer Mitteilung des Kreises Borken.

Den ersten Platz von 11 eingereichten Beiträgen beim Kreativwettbewerb holten Marie Brunsbach und Fine Honvehlmann aus Erle mit dem selbst kreierten Sketch „Treseken un Mathilde up denn Marktplatz“. Bei dem Tratsch geht es um die Suche nach einem neuen Bürgermeister. Der Doktor, der Metzger und auch der Klempner werden als mögliche Kandidaten gehandelt. Antonia Vinken sowie Helene und Josefine Grotendorst belegten mit dem Stück „De Nahhölpe-Stunde“ neben der Anne-Frank-Realschule mit „Wat sollt´we bloß met düsse Klasse doan“ den zweiten Platz. In dieser „Nahölpestunde“ spielen urkomische Situationen aus dem Schulalltag einer Rolle. Der dritte Platz („Dr. Quacksalber“) ging nach Ottenstein. Preisgewinnerin Helene Grotendorst zeigte sich ganz überrascht über den Erfolg: „Wir freuen uns ganz doll über den Preis. Jetzt macht es noch mehr Spaß bei den Brejpottspöllers“. Und Ingrid Horstmann, die Leiterin der Plattdeutsch-AG Silvesterschule betonte: „Die Kinder haben sich alles selbst ausgedacht. Ich habe bei der sprachlichen Formulierung auf Platt nur hier und da mal korrigierend eingegriffen“. Die Sieger des Lesewettbewerbes: 1. Platz: Karlotta Mies (Vreden) mit „Das rosa Täschken“; 2. Platz: Lene Liesbrock (Ottenstein) mit „Gördnerlatin“ und 3. Platz: Kira Kappenhagen (Marbeck) mit „Dat Hundeläben“.

In beiden Wettbewerben spendierte die Sparkasse Westmünsterland für die ersten Plätze 200 € Preisgeld, für die zweiten gab es 100 € und für die dritten 75 €. Nach der Verleihung wurden alle anwesenden Teilnehmer im Heimathaus Wessum als Dankeschön für die Teilnahme zu Currywurst und Pommes eingeladen, was allen hervorragend schmeckte.

Currywurst und Pommes schmecken allen gut

Auftritt bei der KFD

In derselben Woche bereicherten die Brejpottspöllers die Jahreshauptversammlung der KFD durch insgesammt 7 Auftritte. Die Pointe des Stückes „Neggen Paor Klumpen“ , erfuhren die Zuschauer zum Schluss. Ein Junge hatte seine Klumpen nicht neben die anderen abgestellt, sondern war mit seinen ins Bett gegangen. So kamen die Kinder beim Zählen immer nur bis 9. Das Märchen vom dicken, fetten Pannekoken fand auch wegen der ulkigen Kostümierung der Tiere immer wieder seine Lacher. Die Szenen „Jo-annes“ und „In de Schole van fröher“ behandelten das mühsame Unterfangen der Lehrer, den nur platt sprechenden Kindern sauberes Hochdeutsch beibringen zu wollen. „Neue Technologien“ führten dazu, dass die Enkelin, die an Tablet und Smartphone gewöhnt ist, nicht mehr mit einem Buch umgehen kann. Mit dem Sketch „Nahhölpe-Stunde“ hatten die Brejpottspöllers den 2. Preis beim Kreativwettbewerb des plattdeutschen Wettbewerbs des Kreisheimatpflege Borken gewonnen (siehe oben). Beim Bewegungsrhythmus zeigten die Mädchen, dass sie multitaskingfähig sind. Mit dem Abschlusslied „Ick häw Kopppiene“ erheischten sich die Brejpottspöllers einen großen Korb voller Süßigkeiten als Dankeschön für ihre humorvollen Auftritte.

Die Kinder wundern sich, dass ein Paar Klumpen fehlt
Der dicke, fette Pankoken läuft auch dem Schwein Haff davon
De Nahölpe-Stunde
Die Kinder sollen Hochdeutsch sprechen
Alle Brejpottspöllers auf der Bühne

Mit der plattdeutschsprachigen Whatsapp-Gruppe „Bock op Platt küren“ möchte Mona Heynemann aus Löhne in Westfalen Menschen mittels Messenger zum Plattsprechen gewinnen. Das Besondere an der neuen Gruppe ist, dass ausschließlich Sprachnachrichten verschickt werden sollen. „Plattdeutsch ist meine Lieblingssprache“, sagt Mona Heynemann. Sie ist begeisterte Plattdeutschsprecherin und seit ihrer Geburt vollständig blind. Mit Hilfe ihres Handys mit Sprachassistent kann Mona Heynemann Sprachnachrichten für ihre plattdeutsche Whatsapp-Gruppe aufzeichnen.

Mona Heynemamm hört plattdeutsche Sprachnachrichten

„Digitale Sprachausgaben für Blinde und Sehbehinderte geben das Plattdeutsche nur auf sehr unbefriedigende Art und Weise wieder“, sagt Heynemann. Um sich trotzdem auch überregional mit Plattbegeisterten vernetzten zu können, kam ihr die Idee, die Sprachnachrichtenfunktion des Messengers Whatsapp zu nutzen.

Sprechhemmungen abbauen

Das Prinzip der Whatsapp-Gruppe ist demnach einfach. Plattexperten und Plattentdecker können einfach auf Plattdeutsch lossabbeln und so leicht mit anderen ins Gespräch kommen. Dies kann aufwachsend dazu beitragen, dass Unsicherheiten im Gebrauch der Sprache schneller überwunden werden.

Mona Heynemann richtet sich dabei ausdrücklich an alle Dialektvariamten des Niederdeutschen: „Die Whatsapp-Gruppe richtet sich an Blinde, Sehbehinderte und voll Sehende ab 18 Jahre, die Lust darauf haben, sich miteinander und von überall her auf Plattdeutsch zu unterhalten.“

Nettiquette einhalten

Die Gründerin freut sich darauf, neue Bekanntschaften zu machen und sich jederzeit mit netten Menschen auf Plattdeutsch austauschen zu können. Ihre Bitte für die Whatsapp-Gruppe ist, dass alle freundlich miteinander umgehen. Denn wenn sich das Plattdeutsche aus Löhne anders anhört als beispielsweise das aus Erle, kann dies nur ein Grund sein, sich über die Vielfalt und den Reichtum der Sprache zu freuen.

Mona Heynemann

Mit Einhaltung solcher Nettiquette bauen auch Spracheinsteiger schneller Hemmungen ab, vor anderen Plattdeutsch zu sprechen.
Alle, die der Gruppe beitreten möchten, senden eine Beitrittsanfrage an die Mobilfunknummer 0171 44 88 694.