Plattdeutscher Nachmittag des Heimatvereins Erle

Liebhaber der plattdeutschen Sprache kamen voll auf ihre Kosten. Im vollbesetzten Saal bei Brömmel Wilms bereiteten die großen „Brejpottspöllers“ des Heimatvereins Erle unter der Leitung von Ingrid Horstmann und der Mitwirkung von Hedwig Rentmeister, Doris Grunewald und Maria Pass den Besuchern mit ihren Stücken zum Schmunzeln zwei vergnügliche Stunden. Die „Brejpottspöllers“ sind eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern, die seit einigen Jahren Stücke in plattdeutscher Mundart aufführen.

Dem Geizhals schmeckt die Fischsuppe aus dem Aquarium

Menschliche Schwächen und Gewohnheiten wurden im urwüchsigen Erler Platt aufs Korn genommen, wenn Jüppken in „de Sünde“ dem dahin dösenden Lehrer die Uhr klaut, das Wasser des Aquariums dem Geizhals als leckere Fischsuppe dient und die neue Ehefrau mit der verbrannten „Ärftensuppe“ endlich den gewohnten Geschmack ihres Mannes trifft. Gespielte Szenen wechselten mit von Hannah Nienhaus gekonnt vorgetragenen Geschichten. Zwischendurch wurden bekannte Lieder gesungen, die Norbert Sabellek und Christiane Wittig (Gitarren) und Detlef Czymontek (Akkordeon) instrumental begleiteten.

Die verpasste Beichte

Die von Doris Grunewald selbst erlebte und aufgeschriebene Geschichte „Kinder häbbt uk Sorgen“ erinnerte viele der älteren katholischen Zuhörer an die auf ein vierwöchiges Intervall festgelegte Beichtpraxis ihrer Kindheit. Die kleine Doris hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie während eines Besuches bei ihrer Tante in Rhade nicht an der Samstagsbeichte ihrer Klasse in Raesfeld teilnehmen konnte. Um plattdeutsche Spezialausdrücke ging es in dem Stück „En Möhrchen is kenn Möhrken“. Der erfahrene „Schultenbuur“ konnte den Grund des Misserfolgs in der Kaninchenzucht seiner städtischen Verwandtschaft aufdecken, als er das Geschlecht der beiden Zuchtkaninchen untersuchte: „Doot daor es en Möhrken bie, dann sall datt wall klappen.“ Auf den Einwand, jeden Tag doch frische Möhren verfuttert zu haben, erwiderte der Schultenbuur: „Mä en Mörken is doch kenn Wöttelken. Daor meent man ümmer, de Studeerten wett als.“ Ein „Möhrken“ ist auf Platt ein Karnickelweibchen.

Das Tor zur Märchenwelt

Zum Schluss boten die „Brejpottspöllers“ ein mit viel Fantasie selbst geschriebenes Stück dar. Verschiedene Märchenfiguren betreten durch ein Tor die reale Welt der beiden Kinder Lilli und Rosa und versuchen dort ihre Aufträge auszuführen. Das führt zu witzigen Situationen. So sucht z. B. der Frosch einen Spielgesellen, finden Hänsel und Gretel nicht nach Haus, findet Rotkäppchen die „Beßmoder“ und Frau Holle ihr Bett nicht und bietet der Prinz aus Aschenputtel jeder immer wieder den gefundenen Schuh an, um seine Braut zu finden: „Wiss du nich denn Schoh probeern?“ Lang anhaltender Applaus belohnte die Akteure für ihre Kreativität und Spielfreudigkeit.

„In dieser Stunde treffen sich Präsident Macron und Bundeskanzlerin Angela Merkel an der Stelle im Wald von Compiègne in Nordfrankreich, wo vor 100 Jahren der bis dato schrecklichste Krieg der Weltgeschichte mit der Unterzeichnung eines Waffenstillstandes zwischen Deutschland und Frankreich zu Ende ging, um eine neue gemeinsame Gedenktafel einzuweihen“, erklärte Carlo Behler bei der Eröffnung der Ausstellung des Erler Heimatvereins „Wir wollen mal eben hingehen“ Erle und der Erste Weltkrieg.

Andreas Cluse, Hannes Kempken und er haben das Kriegsende am 11.11.1918 zum Anlass genommen, um in einer Ausstellung an den Ersten Weltkrieg aus der Sicht des Dorfes Erle zu erinnern. Die Erle betreffenden Themen sind eingebettet in die allgemeinen Hintergründe über Ursachen, Anlass, Verlauf und Ende des Krieges. „Wie unter einem Vergrößerungsglas erfahren wir aus den beeindruckenden Schilderungen in der Erler Schulchronik des Lehrers Lammersmann über die ersten Kriegswochen und den Kriegsalltag etwas über die Begeisterung, die Hilfsbereitschaft, die Hysterie, aber auch die Beklemmung der Bevölkerung, wie das überall der Fall war“, so Behler.

Bild Johann Kappe: Er kritisierte in Feldpostbriefen den sinnlosen Krieg.

Herzstück der Ausstellung sind die Bilder und originalen Dokumente der Erler Kriegsteilnehmer, die Andreas Cluse in zahlreichen Porträts mit Totenzetteln und Sterbeurkunden zusammengestellt hat, sowie die Auszüge aus Feldpostbriefen, die Hannes Kempken ausgewählt hat. Die Stimmung unter den Soldaten gegen Ende des Krieges bringt Johann Kappe, der Großvater von Josef Kappe, in einem Brief eindrucksvoll zum Ausdruck: „Hier verloddert man. Die schönen Tage für nichts und wieder nichts. Bloß dass sich ein paar Herren nicht vertragen können. Meine Frau muss sich zu Hause bald totarbeiten, dass sie für sich und die Kinder was zu Leben hat. … Wenn wir doch satt zu essen kriegten. Es ist jetzt kein Leben mehr.“ Johann Kappe musste trotz seiner sechs Kinder in den Krieg ziehen. Er verstarb am 28.10.1917 in einem französischen Lazarett. Seine Erkennungsmarke befindet sich unter den Ausstellungsgegenständen. Andreas Cluse nannte eine Zahl, die Statistiker ausgerechnet hätten: „An jedem Tag des Ersten Weltkrieges sind statistisch 5600 Soldaten gestorben, d. h. in den 3 Minuten, die ich jetzt geredet habe, sind 9 Männer gefallen.“ Pfarrer Michael Kenkel fand es lobenswert, dass zur Eröffnung auch die Nachfahren der Soldaten eingeladen wurden: „Hier wird das Leid der Soldatenfamilien spürbar. Die Angehörigen können feststellen: ‚Das hier ist mein Opa‘ “. Den stellvertretenden Bürgermeister Holger Lordieck beeindruckte die Mühe, die sich die drei Initiatoren gemacht haben, um alles so detailliert darzustellen. Als Gastgeschenk erhielten die Gäste einen „Friedensstutenmann“ mit dem Zitat des römischen Dichters Silius; „Ein Friede ist besser als 100 Siege“.>

Am Sonntag war die Ausstellung dann für alle zugänglich. Zahlreiche Besucher nahmen die Ausstellung in Augenschein und diskutierten anschließend bei Kaffee und von Biobäcker Hubert Leiers gestifteten Kuchen über ihre Eindrücke. Gut angenommen wurde auch das Angebot, sich im Nebenraum Kurzfilme und Tondokumente des Krieges anzuschauen. Die Spenden der Besucher in Höhe von 400 € gehen übrigens an die Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

Die Ausstellung ist bis Ende Januar jeden Sonntag in der Zeit von 15.00 – 17.00 Uhr geöffnet.

Steckrübensonntag beim Heimatverein Erle

Der Heimatverein Erle öffnet seine Ausstellung über den Ersten Weltkrieg im Heimathaus, Silvesterstraße 5, noch einmal am Sonntag, 24.3., in der Zeit von 12.00 – 16.00 Uhr. In Erinnerung an den „Steckrübenwinter“ 1916/17 wird im Ausstellungscafé eine schmackhafte Steckrübensuppe angeboten.

Eine alte Tradition neu belebt

Am Vorabend des Maifeiertages wurde der Maikranz am Erler Ständebaum in Erle feierlich aufgehängt. Andre Wachtmeister vom Ortsmarketing, das die Veranstaltung organierte, begrüßte die Abordnungen der Vereine, die die Aktion mitgestalteten: die Landjugend Erle-Rhade, die den Maikranz zuvor gebunden hatte, die Erler Jäger, die die Veranstaltung musikalisch begleiteten, sowie den Schützenverein, die Feuerwehr und die Brejpottspöllers (Kinder der Plattdeutsch AG) vom Heimatverein Erle. Der stellvertretende Bürgermeister Hans-Dieter Strothmann wies auf die nunmehr 10-jährige Tradition des Maikranzaufhängens in Erle hin. Diese lange in Raesfeld gepflegte Tradition war in Erle nach der Errichtung des Ständebaums neu belebt worden. Die Landjugend brachte den Maikranz mittels eines Manitous, eines Teleskopladers, auf der Spitze des Ständebaums an, während die Erler Jäger „Der Mai ist gekommen spielten“. Anschließend konnten die Zuschauer den farbenfrohen Auftritt der Brejpottspöllers bewundern, die in alten Trachten zwei Reigenspiele auf Platt aufführten: „We will flietige Handwerker sehn, dänn mutt sick uise Kinder besehen“ und „Wies mi une Fööte, wies mi une Schoh un kiekt bi dänn flietigen Wassfrouen to“. Dabei wurden die angesprochenen Tätigkeiten der Handwerker bzw. der Waschfrauen in Szene gesetzt, z. B. bei „Steen op Steen“ Mauersteine aus Pappe übereinander gesetzt oder bei „De wassket den ganzen Dag“ Wäsche auf einem Waschbrett geschrubbt. Norbert Sabellek begleitete den Gesang auf seiner Gitarre. Zum Abschluss sang man die drei Strophen des „Erlsken Leedes“ (Erler Liedes). Anschließend ging es für viele zur Dorfgaststätte Brömmel-Wilms, um in den Mai hinein zu feiern.

Die Neugewählten des Heimatvereins: v.l.: Dirk Brand, Wenzel Schierenberg, Bernd Lacombe, Ingrid Horstmann, Andreas Cluse, Doris Grunewald mit Norbert Sabellek (Vorsitzender) Nicht im Bild: Charlotte Meiners und Hildegard Gülker

„Babywiese“ entwickelt sich zum Treffpunkt im Naturparadies

Jahreshauptversammlung des Heimatvereins Erle

Getreu dem Motto des Heimatvereins „Heimat ist keine Selbstverständlichkeit. Heimat will bewahrt werden, sie will erkundet und weitergegeben werden“ umriss der Heimatvereinsvorsitzende Norbert Sabellek zu Beginn die Aufgabenpalette des Vereins: Erforschung und Dokumentation der Ortsgeschichte, Bewahrung des Kulturgutes mit der Pflege der Sitten und Gebräuche und des heimischen Platts sowie Naturschutz. In allen Bereichen habe der Heimatverein mit vielfältigen Veranstaltungen und Aktionen im vergangenen Jahr ein bemerkenswertes Engagement an den Tag gelegt. Alle Informationen über die Aktivitäten des Heimatvereins sind auf der neuen Homepage des Vereins (www.heimatverein-erle.de), die Wenzel Schierenberg eingerichtet hat, zu verfolgen.

Geschichte

Für den Bereich der Geschichte resümierte Carlo Behler die Ausstellung „Wir wollen mal eben hingehen“ – Erle und der Erste Weltkrieg – im Erler Heimathaus. Mit ca. 350 Besucherinnen und Besuchern stieß die Ausstellung, die die Ortsgeschichte und allgemeine Geschichte des Ersten Weltkrieges miteinander verband, in den 10 Wochen der Präsentation auf reges Interesse. Das sei vor allen auch den zahlreichen Leihgaben aus Erle und Umgebung zu verdanken, ohne die die Ausstellung nicht so realistisch und familiengeschichtlich erfahrbar gewesen wäre. Alois Grunewald hat alle Ausstellungstafeln und -gegenstände fotografiert und für eine spätere Dokumentation und Archivierung vorbereitet. Die Ausstellung ist noch einmal am Sonntag, 24. März, ab 12.00 Uhr bis ca. 16.00 Uhr geöffnet. Dann wird Hubert Leiers, der das Ausstellungscafé immer mit Kuchen- und Brotspenden unterstützt hatte, in Erinnerung an den „Steckrübenwinter“ 1916/17 eine schmackhafte Steckrübensuppe anbieten. Von den eingegangenen Geldspenden werden 400 € an die Deutsche Kriegsgräberfürsorge gehen. Mit Zitaten aus den Gästebüchern an der Femeiche belegte Behler die Wertschätzung des Erler Naturdenkmals bei den zahlreichen Besuchern aus 9 Ländern, u. a. aus den USA und Brasilien.

Kulturpflege

In Vertretung von Hildegard Gülker berichtete Ingrid Horstmann von der Arbeit der „Koffieköppkes“. Seit 2010 haben die Seniorinnen und Senioren 16 Ordner alter Fotos aus den ersten zwei Dritteln des 20. Jahrhunderts mit Namen und Ereignissen zusammengestellt, Totenzettel archiviert und Texte über altes Brauchtum verfasst wie „Weihnachten früher“, „ De Pingsterbrut“ und den „Versehgang“ (Krankensalbung). Zur Kulturpflege gehörte auch der Schnatgang mit dem Heimatverein Raesfeld entlang der historischen Grenze der beiden Orte und dass Offene Singen unter der Kastanienallee mit traditionellem Liedgut und instrumentaler Begleitung.

Plattdeutsch

Doris Grunewald berichtete von den Brejpottspöllern, den beiden Plattdeutsch-AGs der Grund- und Sekundarschüler. Diese führten auf Seniorennachmittagen, beim Maikranzaufhängen, auf dem Sommerfest und am Plattdeutschen Nachmittag des Heimatvereins Sketche, Reigen, Märchen und selbstgeschriebene Stücke in Erler Platt auf. Die spielerische Vermittlung der alten Umgangssprache stifte nicht nur Identität mit dem Heimatort, sondern stärke auch das Selbstbewusstsein der jungen Schauspieler. Zudem liefern die Brejpottspöllers den Nachwuchs für das Plattdeutsche Theater. Maria Große-Vehne gab zum ersten Mal auf der Erwachsenenbühne die junge Geliebte im Camperstück „Klaut wi doch gliecks de ganze Bank“. Spenden erhielten dieses Mal die Erler Jäger und die Brückenschule in Maria Veen.

Naturschutz

Norbert Sabellek berichtete von den Fortschritten bei der Gestaltung der „Babywiese“. Es wurden Wege mir Holzhäcksel angelegt und 19 neue Bäumchen gepflanzt. Dabei konnte der Heimatverein immer auf die Unterstützung der Landjugend, insbesondere der Familie Honvehlmann, und einiger Familien mit ihren Kindern rechnen, die z. B. Flächen kultivierten und mit Blumensamen einsäten. Der Erler Imker Jürgen Heider hat auf der Wiese zwei Bienenvölker platziert, die hoffentlich für eine gute Bestäubung der Obstbäume sorgen. Auch die Geselligkeit kam nicht zu kurz. Beim Frühjahrs- und Herbsttreffen sowie beim Zelten auf der Wiese mit Kuchen, Getränken, Gesang, Tanz und Treckerfahrten kamen insbesondere die Kinder auf ihre Kosten. Für die Kindernaturschutzgruppe ist ein Museumsbesuch geplant. Ein sogenannter „Heimat-Scheck“ über 2000 € aus dem Heimatförderprogramm NRW konnte für die Fortführung des Zauns auf der Nordseite verwendet werden. Dirk Brand regte an, dass der Heimatverein sich mit seinem Naturschutzprojekt Babywiese an #beebetter, der Initiative des Burda-Verlags zum Bienenschutz und für ein naturfreundliches und Ressourcen schonendes Verhalten beteiligt. Die Garten-AG mit Kindern der Silvesterschule betreibt den Bauerngarten am Heimathaus. Nach dem Motto „Aus der Erde in den Mund“ bauen die Kinder dort z. B. Gemüse, Obst und Kartoffeln an, ernten diese und bereiten im Heimathaus daraus schmackhafte Biomahlzeiten vor. Zudem betreiben sie eine Eichenkinderschule aus den Eicheln der Femeiche.

Finanzen

Laut Kassenbericht von Ludger Elbert hielten sich 2018 Einnahmen und Ausgaben des Vereins die Waage. Da aber nicht jedes Jahr mit Spenden des Schützenvereins und der Volksbank gerechnet werden kann, wurde nach 17 Jahren eine Erhöhung des jährlichen Mitgliedsbeitrags auf 10 € (bisher 7) für Einzelpersonen und 15 € (bisher 10) für Familien beschlossen.

Wahlen

Insgesamt wurden 6 Vorstandsmitglieder neu gewählt. In ihren Ämtern bestätigt wurden Andreas Cluse (stellv. Vorsitzender), Doris Grunewald (stellv. Schriftführerin), Charlotte Meiners (stellv. Kassiererin) sowie Ingrid Horstmann, Hildegard Gülker und Wenzel Schierenberg als Beisitzer*innen. Als Rechnungsprüfer wählte die Versammlung Dirk Brand und Bernd Lacombe.

Jahresprogramm

Das neue Programm – als Flyer publiziert – sieht neben den traditionellen Veranstaltungen wie Frühjahrswanderung, offenem Singen, plattdeutschem Theater und plattdeutschem Nachmittag die Besichtigung der modernen Küche im Annastift (Dorsten) und einen Tagesausflug im September vor. Hierfür können noch Anregungen gegeben werden.Die Veranstaltung endete mit einem amüsanten Rückblick in Bildern und Filmen auf das vergangene Jahr und dem „Erlsken Leed“.