„In dieser Stunde treffen sich Präsident Macron und Bundeskanzlerin Angela Merkel an der Stelle im Wald von Compiègne in Nordfrankreich, wo vor 100 Jahren der bis dato schrecklichste Krieg der Weltgeschichte mit der Unterzeichnung eines Waffenstillstandes zwischen Deutschland und Frankreich zu Ende ging, um eine neue gemeinsame Gedenktafel einzuweihen“, erklärte Carlo Behler bei der Eröffnung der Ausstellung des Erler Heimatvereins „Wir wollen mal eben hingehen“ Erle und der Erste Weltkrieg.

Andreas Cluse, Hannes Kempken und er haben das Kriegsende am 11.11.1918 zum Anlass genommen, um in einer Ausstellung an den Ersten Weltkrieg aus der Sicht des Dorfes Erle zu erinnern. Die Erle betreffenden Themen sind eingebettet in die allgemeinen Hintergründe über Ursachen, Anlass, Verlauf und Ende des Krieges. „Wie unter einem Vergrößerungsglas erfahren wir aus den beeindruckenden Schilderungen in der Erler Schulchronik des Lehrers Lammersmann über die ersten Kriegswochen und den Kriegsalltag etwas über die Begeisterung, die Hilfsbereitschaft, die Hysterie, aber auch die Beklemmung der Bevölkerung, wie das überall der Fall war“, so Behler.

Bild Johann Kappe: Er kritisierte in Feldpostbriefen den sinnlosen Krieg.

Herzstück der Ausstellung sind die Bilder und originalen Dokumente der Erler Kriegsteilnehmer, die Andreas Cluse in zahlreichen Porträts mit Totenzetteln und Sterbeurkunden zusammengestellt hat, sowie die Auszüge aus Feldpostbriefen, die Hannes Kempken ausgewählt hat. Die Stimmung unter den Soldaten gegen Ende des Krieges bringt Johann Kappe, der Großvater von Josef Kappe, in einem Brief eindrucksvoll zum Ausdruck: „Hier verloddert man. Die schönen Tage für nichts und wieder nichts. Bloß dass sich ein paar Herren nicht vertragen können. Meine Frau muss sich zu Hause bald totarbeiten, dass sie für sich und die Kinder was zu Leben hat. … Wenn wir doch satt zu essen kriegten. Es ist jetzt kein Leben mehr.“ Johann Kappe musste trotz seiner sechs Kinder in den Krieg ziehen. Er verstarb am 28.10.1917 in einem französischen Lazarett. Seine Erkennungsmarke befindet sich unter den Ausstellungsgegenständen. Andreas Cluse nannte eine Zahl, die Statistiker ausgerechnet hätten: „An jedem Tag des Ersten Weltkrieges sind statistisch 5600 Soldaten gestorben, d. h. in den 3 Minuten, die ich jetzt geredet habe, sind 9 Männer gefallen.“ Pfarrer Michael Kenkel fand es lobenswert, dass zur Eröffnung auch die Nachfahren der Soldaten eingeladen wurden: „Hier wird das Leid der Soldatenfamilien spürbar. Die Angehörigen können feststellen: ‚Das hier ist mein Opa‘ “. Den stellvertretenden Bürgermeister Holger Lordieck beeindruckte die Mühe, die sich die drei Initiatoren gemacht haben, um alles so detailliert darzustellen. Als Gastgeschenk erhielten die Gäste einen „Friedensstutenmann“ mit dem Zitat des römischen Dichters Silius; „Ein Friede ist besser als 100 Siege“.>

Am Sonntag war die Ausstellung dann für alle zugänglich. Zahlreiche Besucher nahmen die Ausstellung in Augenschein und diskutierten anschließend bei Kaffee und von Biobäcker Hubert Leiers gestifteten Kuchen über ihre Eindrücke. Gut angenommen wurde auch das Angebot, sich im Nebenraum Kurzfilme und Tondokumente des Krieges anzuschauen. Die Spenden der Besucher in Höhe von 400 € gehen übrigens an die Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

Die Ausstellung ist bis Ende Januar jeden Sonntag in der Zeit von 15.00 – 17.00 Uhr geöffnet.

Steckrübensonntag beim Heimatverein Erle

Der Heimatverein Erle öffnet seine Ausstellung über den Ersten Weltkrieg im Heimathaus, Silvesterstraße 5, noch einmal am Sonntag, 24.3., in der Zeit von 12.00 – 16.00 Uhr. In Erinnerung an den „Steckrübenwinter“ 1916/17 wird im Ausstellungscafé eine schmackhafte Steckrübensuppe angeboten.