Ist ein Ehrenamt noch zeitgemäß? Wie kann man sich einbringen? Um diese Fragen geht es aktuell bei Bürgerdialogen und in Presseartikeln. Die Fragen kann man beim Heimatverein Erle eindeutig positiv beantworten und viele Möglichkeiten des Sich-Einbringens anbieten. Auf der Jahreshauptversammlung des Vereins ging es um die ganze Bandbreite des ehrenamtlichen Engagements für Heimat und Natur.

1. Begrüßung und Totengedenken

Zur Jahreshauptversammlung am 26. April begrüßt der Vorsitzende Norbert Sabellek 57 Besucher im Saal Brömmel-Wilms. Beim Totengedenken erinnert er an die verstorbenen Vereinsmitglieder des letzten Jahres: Margret Rüb, Dr. Wenzel Böckenhoff, Hannelore Springer, Adelheid Litzki, Luzie Grömping. Wenzel Böckenhoff  hat dem Heimatverein einige Schriften hinterlassen.  

2. Geschäftsbericht

Norbert erläutert den Begriff „Heimat“ in seinen mannigfaltigen Aspekten: Heimat als Geburtsort, als Wohnort von Familie, Freunden und Bekannten sowie als Ort emotionalen Erlebens. Der nunmehr 34 Jahre alte Heimatverein hat zurzeit 258 Mitglieder (ohne Kinder). Seine Aktivitäten umfassen drei Schwerpunkte: Erforschung und Dokumentation der Geschichte und des Brauchtums von Erle (Geschichtsstationen, Ausstellungen, Führungen, Fotoarchiv, alte Bräuche und Lieder), Natur- und Vogelschutz (Babywiese, Eulenschutz und Landschaftspflege, Garten-AG) und Pflege der plattdeutschen Sprache (plattdeutsches Theater, Brejpottspöllers). Der Verein pflegte seine Kontakte zu anderen Vereinen, insbesondere durch die Teilnahme an den 2022 zahlreich stattgefundenen Jubiläumsveranstaltungen anderer Heimatvereine. Vorstandsmitglieder gratulierten ihnen zu ihren jeweiligen Jubiläen und überreichten auf den Festveranstaltungen als Geschenk einen Femeichensämling bzw. einen Bildband über die Femeiche (100-jähriges Jubiläum): Heimatverein Hochmoor (60 Jahre), Heimatverein Gescher  (75 Jahre), Heimatverein Lembeck, Heimatverein Heiden und Heimatverein Wulfen, Heimatbund der Herrlichkeit Lembeck (jeweils 100 Jahre) und Heimatverein Burlo-Borkenwirthe (Einweihung des neuen Heimathauses).

Dem Allgemeinen Bürgerschützenverein Erle gratulierte der Heimatverein auf der großen Festveranstaltung zu seinem im Jahre 2022 nachgeholten 125-jährigen Vereinsjubiläum ebenfalls mit einem Femeichensämling. Zur Freude der Vereinsmitglieder gelang dem stellvertretenden Vorsitzenden Andreas Cluse der Königsschuss. Ein Jahr regiert König Andreas nun das Schützenvolk von Erle.

Berichte der Arbeitsgruppen

Geschichte (Carlo Behler)

Seit einem Jahr finden jeweils am ersten Sonntag im Monat öffentliche Führungen an der Femeiche und anschließend in der Ausstellung über die Femeiche im Heimathaus statt. Carlo Behler erzählt als Freigraf Bernd de Duiker in mittelalterlicher Gewandung anschaulich aus der Geschichte des Tausendjährigen Naturdenkmals. An den Führungen nehmen regelmäßig ca. 5 – 15 Teilnehmer teil. Sie wird in der Presse, auf der Homepage und auf Facebook vorher angekündigt  und dauert ab Femeiche ca. 1 1/4 Stunden. Die Teilnahme ist kostenlos; wer will, kann spenden. In diesem Frühjahr gibt es eine starke Nachfrage privater Gruppen nach Führungen. Fahrrad- und Bikergruppen  verbinden ihre Ausflugsfahrten mit einem Besuch der Femeiche.   

Führung mit dem Mopedclub Duisburg

Die Eintragungen von Besuchern im Gästebuch an der Eiche (aus Polen, der Ukraine, Frankreich, Kolumbien und Australien) beweisen nach wie vor den hohen überregionalen Bekanntheitsgrad der Femeiche. Wegen ihrer Einzigartigkeit hat die Autobahn GmbH den Antrag des Heimatvereins auf Aufstellung zweier touristischer Unterrichtungstafeln an der A 31 positiv entschieden. Und so werden wohl noch dieses Jahr im Bereich der Auf- bzw. Abfahrt am Freudenberg dank des finanziellen Engagements der Bürgerstiftung Raesfeld-Erle-Homer zwei Tafeln auf die „Tausendjährige Femeiche“ in Erle hinweisen.

Der Heimatverein wird am Vierorte-Eck am Werlo, wo die Orte Erle, Rhade, Marbeck und Heiden einen gemeinsamen Grenzpunkt haben, auf Wunsch des Schützenvereins eine Informationstafel aufstellen, die auf die besondere Grenzsituation und die historische Entwicklung der Grenzen hinweist. Der Schützenverein Erle hatte dort einen Grenzpfahl an dem gemeinsamen Grenzpunkt gesetzt, der ihm zum 125-jährigen Jubiläum vom Schützenverein Heiden-Leblich geschenkt worden ist. Zusätzlich wurde dort eine überdachte Sitzgelegenheit aufgestellt, die die Bürgerstiftung Raesfeld-Erle-Homer gestiftet hat. So kann dieser Platz auch als Rastplatz an der 30 m weiter nördlich verlaufenden 100-Schlösser-Route (Im Kühl) genutzt werden.

Der Heimatverein Altenberge hat bei beim Heimatverein Erle nach einem größeren  Femeichensämling nachgefragt. Der in den 1970er Jahren auf einem Schulhof in Altenberge gepflanzte Abkömmling der Femeiche ist der Sanierung von Rohrleitungen zum Opfer gefallen. Durch Vermittlung von Ingrid Horstmann und Hedwig Rentmeister konnte Kontakt zu Bernd und Gaby Schulte Huxel hergestellt werden. Sie haben vor ein paar Jahren Femeichensämlinge auf ihrem Waldgrundstück gepottet, die mittlerweile 1,50 – 2,50 m groß sind. Im Herbst wird der Heimatverein Altenberge dann einen Abkömmling der Femeiche in Erle abholen und auf dem Schulgrundstück als Ersatz für den gefällten älteren Schwesterbaum anpflanzen. Eine Erler Eiche steht auch im Garten von Ministerpräsident Hendrik Wüst in Rhede. Er hatte sie von der CDU Raesfeld zur Hochzeit bekommen.

Plattdeutsch (Ingrid Horstmann)

Die Plattdeutsch-AG des 3. und 4. Grundschuljahres  umfassen zurzeit 28 Kinder. Die Kinder lernen durch Spielen, Singen und Lesen spielerisch die Erler Mundart. Besonders stolz sind sie, wenn sie das Gelernte bei Aufführungen zeigen können. Im letzten Jahr traten die „Brejpottspöllers“ beim Maikranzaufhängen, beim Sommermarkt, bei den Erler Senioren, in Rhedebrüge und im Seniorenheim in Raesfeld auf. Die alten Kreisspiele aus Kindertagen erinnern die Senioren an ihre eigene Kindheit und animieren sie zum Mitsingen. Die „grooten Brejpottspöllers“ der Sekundarschüler umfassen 17 Personen und üben anspruchsvolle Stücke und Sketche ein. Sie zeigten ihr Können beim plattdeutschen Nachmittag, in Rhedebrügge, bei der UWG und beim Heimatverein Marbeck.

„Dornrösken was een schönet Kind“
„Oh Buer, wat kost dien Heu“ Aufführung der Brejpottspöllers beim Maikranzaufhängen
dav

Die plattdeutsche Theatergruppe des Vereins führte im März sechsmal das Stück „Twee Hallelujah för een Börgermester“ auf. Die Aufführungen sollen auch in den kommenden Jahren im Frühjahr statt im Herbst sein. Die Theatertruppe hat in diesem Jahr zusammen mit dem Theaterverein Raesfeld als Anerkennung den Heimatpreis von Raesfeld bekommen.

Koffieköppkes (Hildegard Gülker)

Die Koffieköppkes beschäftigen sich mit der Archivierung alter Fotos und Totenzettel sowie der Bewahrung und  Dokumentation alten Brauchtums. Zur Unterhaltung liest Ingrid Horstmann den Seniorinnen und Senioren plattdeutsche Geschichten und Gedichte vor. Hubert Leiers hat ihnen nach altem Brauchtum für Palmensonntag sogenannte Palmvögel gebacken.

Archivarbeit (Andreas Cluse)

Andreas hat damit begonnen, nach und nach ein Vereinsarchiv aufzubauen durch Katalogisierung von vorhandenen Zeitschriften und Büchern sowie Digitalisierung archivierten Fotos. Er hat Kontakt aufgenommen zur Gruppe Genealogie und Ahnenforschung des Heimatvereins Raesfeld. Die von der Gruppe abgeschriebenen und digitalisierten Kirchenbücher können auch die Erler nutzen zur Aufstellung von Ahnentafeln und für die Familien-, Höfe und Namensforschung.

Natur- und Vogelschutz (Norbert Sabellek)

Die Zahl der für Kinder angepflanzten Obstbäumchen auf der Babywiese ist mittlerweile auf 80 angewachsen. Im Herbst haben Mitglieder des Schützenvereins die Wege mit Randsteinen befestigt und ein Pflaster vor dem Gartenhaus angelegt. Irene Brand hat einen Arbeitsplan für Pflegearbeiten auf der Babywiese ins Netz gestellt, auf dem sich jeder für Arbeitseinsätze eintragen kann.

Der Besatz der Steinkauzröhren ist im letzten Jahr leicht zurückgegangen, die Schleiereulennistkästen sind vollkommen leer geblieben.

Projekt mediale Entwicklung im lokalen Raum (Klaus Kriebel)

Klaus Kriebel stellt sein Projekt mediale Entwicklung im lokalen Raum vor. Dafür hat er neben den Messdienern und dem Kolping auch den Heimatverein Erle ausgewählt. Im Rahmen des Projektes sollen mit einzelnen Gruppen des Heimatvereins kleine Podcasts über ihre Arbeit und ihr  ehrenamtliches Engagement im Verein für die WMW erstellt werden.

3. Kassenbericht

Ludger Elbert stellt die Finanzen des Jahres 2022 vor.

2022

Einnahmen:                  6.126,75 €

Übernahmekonto    +  3.203,13 €

Summe:                        9.329,88 €

Ausgaben:               –   6.117,27 € 

Abschlusssaldo:            1.662,54 €

Guthaben (insges.):       3.212,61 €  

Bemerkenswert ist, dass die Summe der Spenden auf 1.717 € angewachsen ist.

4. Bericht der Kassenprüfer

Dirk Brand und Bernd Lacombe haben die Kassenführung geprüft und für rechtens befunden. Dem Kassierer und dem Vorstand wird deshalb insgesamt Entlastung erteilt.

5. Wahlen

Bei den Vorstandswahlen waren die 3 Stellvertreter- und 3 Beisitzerposten neu zu besetzen. Zur Wiederwahl stellten sich Andreas Cluse als stellvertretender Vorsitzender und Charlotte Meiners als stellvertretende Kassiererin. Beide wurden in ihren Ämtern bestätigt. Zur neuen stellvertretenen Schriftführerin wurde die bisherige Beisitzerin Janina Kargel gewählt, weil Doris Grunewald  krankheitsbedingt aus dem Vorstand ausscheiden muss. Nobert würdigte ihr Engagement für den Vorstand, vor allem als Betreuerin der Brejpottspöllers und als Schauspielerin des plattdeutschen Theaters und verabschiedete sie mit einem Blumengeschenk. Als Beisitzerinnen wurden Ingrid Horstmann und Hildegard Gülker wiedergewählt. Neu in den Vorstand wählte die JHV Victoria Heider als Beisitzerin. Für die satzungsgemäß aus dem Amt scheidenden Kassenprüfer Dirk Brand und Bernd Lacombe wurden Hermann Josef Grewing und Susanne Behler neu gewählt.

Die Neugewählten: hinten v. l. Hermann Josef Grewing, Susanne Behler (Kassenprüfer), Andreas Cluse (Stellv. Vorsitzender), Victoria Heider (Beisitzerin); vorn v. l.: Ingrid Horstmann und Hildegard Gülker (Beisitzerinnen)

6. Jahresprogramm 2023/24

Das traditionelle Maikranzaufhängen unter Mitwirkung der Brejpottspöllers ist wie immer am 30.04. Eine Frühjahrswanderung in der Dingdener Heide mit anschließendem Frühstück findet am 07.05. statt. Für den 18. Juni ist wieder ein offenes Singen unter den Kastanien vorgesehen. Die Waldspiele im Rahmen des Ferienprogramms sollen am 04.07. sein. Am 26.08. ist zum ersten Mal die Familienaktion „Alte Spiele“ auf der Babywiese geplant. Ein Tagesausflug führt im September zum Freilichtmuseum nach Hagen. Und im Oktober ist wieder ein Herbstfest mit Apfelsaftpressen in der Pausenhalle der Silvesterschule vorgesehen. Der plattdeutsche Nachmittag wird wieder im Dezember sein. Die endgültigen Termine werden im Bekanntmachungskasten, in der Tagespresse, auf der Homepage und auf Facebook angekündigt.

7. Jahresrückblick in Bildern

Abschließend gibt Norbert Sabellek in Bild und Wort einen mit Wenzel Schierenberg vorbereiteten Rückblick auf das letzte Jahr. Die Versammlung endet mit dem „Erlsken Leed“.